BRASILIEN: Neue KI-Plattform soll helfen LGBTI+ Feindlichkeiten aufzuspüren

BRASILIEN: Neue KI-Plattform soll helfen LGBTI+ Feindlichkeiten aufzuspüren
Brasilien ist das gewalttätigste Land gegenüber queeren Menschen. Die Regierung von Lula da Silva will dagegen vorgehen und hat nun die "Plattform des Respekts" vorgestellt. Mittels Künstlicher Intelligenz sollen LGBTI+ feindliche Hassreden und Fehlinformationen aufgespürt und die Urheber zur Rechenschaft gezogen werden.

In keinem Land werden mehr queere Menschen Opfer von LGBTI+ feindlicher Gewalt wie in Brasilien. Während die frühere Regierung unter Jair Bolsonaro dieses feindliche Klima mit seiner Rhetorik weiter befeuert hat, so will die aktuelle Regierung unter Präsident Lula da Silva dieses Problem nun angehen. Dazu hat sich das Ministerium für Menschenrechte mit der Nichtregierungsorganisation (NGO) Aliança Nacional LGBTI+ zusammengetan und eine neue Plattform gegründet.

Das Projekt heisst "Plattform des Respekts" und basiert auf Künstlicher Intelligenz. Damit sollen online LGBTI+ feindliche Inhalte aufgespürt und die Urheber ausfindig gemacht werden. Einerseits geht es darum, Hassreden zu finden, aber auch um Fehlinformationen rund um sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität. In einem ersten Schritt hat die Regierung dazu 300‘000 Real, rund 44‘000 Schweizer Franken gesprochen.

Als rechtliche Grundlage dazu dient unter anderem ein Urteil des Obersten Gerichts aus dem Jahr 2019. Damals entschieden die Richter, dass LGBTI+ Feindlichkeiten wie Rassismus behandelt werden müssen und damit strafbar sind. Werden solche Äusserungen entdeckt, dann werden die Inhalte archiviert und der NGO zur Kontrolle weitergeleitet. Bestätigt sich der Verdacht, dann kann ein Anwalt eingeschalten werden, der eine entsprechende Klage vorbereiten kann.

Der Organisation Aliança Nacional LGBTI+ stehen vier Fachleute zur Verfügung, welche die von der KI gemeldeten Fälle überprüfen werden. Hinzukommt ein Anwalt, der sich den Fällen annimmt, ein Journalist, sowie ein Webdesigner, der die Plattform technisch weiterentwickeln soll.

Die Plattform durchforstet und beobachtet dabei Webseiten, Profile und Blogs. Dabei soll auch die Sprache äusserst ausgereift sein und zumindest im Portugiesischen sogar die Absichten einer Aussage erkennen können. Damit soll die Plattform laut den Verantwortlichen auch in der Lage sein, Ironie und Sarkasmus zu erfassen.

Die Plattform wurde nach einem Vorstoss der trans Abgeordenten Erika Hilton umgesetzt. Die Politikerin hat schon zahlreiche Prozesse vor Gericht geführt, da sie von rechter und konservativer Seite immer wieder bewusst misgendered wurde. Bei Vergehen gegen das Anti-Rassismusgesetz können Haftstrafen von mehreren Jahren drohen.