BRUNEI: Boykott und Massnahmen gegen das Land weiten sich aus

BRUNEI: Boykott und Massnahmen gegen das Land weiten sich aus
Die Universität von Oxford soll dem Sultan von Brunei den Ehrendoktortitel entziehen, und die deutsche Regierung soll ihm das Bundesverdienstkreuz aberkennen, zudem soll das Land aus dem Staatenverbund des Commonwealth fliegen und die TV Choice Awards ziehen sich in London aus dem Dorchester Hotel zurück. Auch die betroffene Hotelkette, meldete sich nun mit einer offiziellen Erklärung zu Wort...

Der Boykott und die Isolierung von Brunei aufgrund der neuen, drastischen Anti-Gay-Gesetzen wird auf immer weitere Ebenen ausgeweitet: Wirtschaftlich, wie auch politisch und mit konkreten Aktionen.

So prüft die Universität von Oxford derzeit, ob sie dem Sultan von Brunei, Hassanal Bolkiah, den Ehrendoktortitel aberkennen soll. Dies, nachdem zahlreiche Politiker im britischen Parlament diese Forderung stellten, und rund 50'000 Leute eine entsprechende Petition unterzeichnet haben. Ebenfalls in England fordern mehrere Abgeordneten, dass man den Ausschluss des Landes aus dem Commonwealth in Betracht ziehen solle, da das neue Strafgesetz eine massive Verletzung der Menschenrechte sei. Das Health and Safety Executive (HSE) der britischen Regierung hat zudem ein Austauschprogramm mit Brunei vorerst gestoppt. Der bekannte Gay-Aktivist Peter Tatchell geht noch einen Schritt weiter, und fordert, sofern der Sultan nichts unternehme, dass die britische Regierung dann sämtliche diplomatischen, wirtschaftlichen und militärischen Verbindungen mit dem Regime kappen soll.

Der Boykott der Luxushotels der Dorchester Collection, welche über eine Investorengruppe dem Sultan von Brunei gehören, zeigt ebenfalls langsam seine Wirkung. Mehrere Veranstaltungen, welche unter anderem im Dorchester Hotel in London geplant waren, wurden inzwischen in andere Lokalitäten verschoben. So kündigten etwa die TV Choice Awards an, dass sie in Kürze einen neuen Austragungsort bekannt geben werden. Ähnliches wurde auch aus Kalifornien und dem dortigen Beverly Hills Hotel bekannt, wo etwa die beiden namhaften Galas des Special Needs Netowrk und des John Wayne Cancer Institute. Nach der Deutschen Bank haben zudem auch weitere Firmen, vor allem in UK, bekannt gegeben, dass sie die Hotels der Dorchester Collection nicht mehr nutzen werden.

Praktisch alle Hotels der Dorchester Collection haben zudem ihre Social Media-Konten entweder gleich ganz gelöscht, oder auf privat gestellt. Offenbar waren ihnen die negativen Kommentare zu viel. Auf der Webseite der Hotelgruppe wurde nun ein Statement veröffentlicht: Inklusivität, Diversität und Gleichstellung seien das Fundament der Dorchester Collection. Man toleriere keine Diskriminierungen, habe das nie getan, und werde es auch nie tun. Man verstehe den Ärger und den Frust der Leute gut, doch dies sei eine politische und religiöse Angelegenheit, und man glaube nicht, dass diese auf dem Rücken der Hotels und der 3360 Angestellten ausgetragen werden soll, heisst es in der Stellungnahme weiter. Man sei traurig über die Vorgänge, welche gerade passieren, und auf den Einfluss, denn diese auf die Angestellten, die Gäste, Partner und Zulieferer haben werden. Ihre Wertvorstellungen seien weit entfernt von denen der Besitzer, und man sei sich bewusst, dass viele anderen Firmen einen ähnlichen Hintergrund in dieser zunehmend globalisierten Welt haben.  

GayStarNews berichtete ebenfalls über die Stellungnahme, kritisierte aber gleichzeitig, dass die Hotelgruppe keine der Fragen beantwortet hat, welche sie offiziell gestellt haben. So etwa, ob man den Besitzer öffentlich dafür verurteile, dass er LGBTI+ ermorde. Auch sei man nicht darauf eingegangen, ob man mit den Besitzern über die äusserst homo- und transphobe, neue Gesetzgebung gesprochen habe. Man fordere zudem eine Entschuldigung, dass man LGBTI+ als eine politische oder religiöse Angelegenheit bezeichne.

Auch in Deutschland werden Stimmen gegen Brunei laut. So läuft eine Online-Petition, mit welcher die Regierung aufgefordert werden soll, dem Sultan das Bundesverdienstkreuz abzuerkennen.