CHINA: Mehr als 80 Prozent der LGBTI+ Studenten leiden unter Depressionen
Wohin Ablehnung und Ignorierung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, sowie trans und inter Menschen innerhalb einer Gesellschaft führen können, zeigt eine neue Studie aus China. Obwohl das Land gleichgeschlechtliche Aktivitäten 1997 entkriminalisiert hat, und Homosexualität 2001 auch von der Liste der Geisteskrankheiten gestrichen wurde, bleibt China gesellschaftspolitisch äusserst konservativ und das Thema wird mehrheitlich tabuisiert, und besonders in den Familien nicht angesprochen. Dies ist äusserst belastend und schlägt sich auch in den Zahlen der neusten Studie betreffend LGBTI+ Studenten nieder.
Zwar erklärten mehr als 80 Prozent, dass sie sich bei mindestens einer Person geoutet haben, doch gleichzeitig haben sich mehr als 70 Prozent weder gegenüber ihren Eltern, noch ihren Geschwistern, anderen Verwandten oder den Lehrern geöffnet. Rund 85 Prozent der Befragten erklärten zudem, dass sie bereits unter Depressionen gelitten haben, und vierzig Prozent erklärten gar, dass sie bereits suizidale Gedanken hatten. Ebenfalls bemerkenswert ist zudem, dass nur gerade 2.9 Prozent erklärten, dass sie von ihrer Lehrpersonen Unterstützung bei einem Coming out erhielten.
Laut LGBTI+ Aktivisten können die strengen Zensurmassnahmen, welche seit einiger Zeit auch bei LGBTI+ Inhalten angewandt werden, die Situation weiter verschärfen. So bezeichnet China’s Netcasting Service Association (CNSA) Homosexualität als abnormales Verhalten und hat diese Inhalte seit 2017 aus dem Internet verbannt. Dies gilt auch für das promoten von „nicht korrekten Ehen und Familien“. Damit fehlt es an der Sichtbarkeit der Community im Alltag, und weiter wird es LGBTI+ auch schwierig gemacht, sich zu informieren. Im April wurde zudem ein hartes Durchgreifen gegen Pornografie während den kommenden acht Monaten angekündigt.
Für die Studie hat die chinesische Webseite Caixin Global die Fragebogen von 732 Studenten aus 29 verschiedenen Provinzen ausgewertet. Die Autoren der Studie raten denn auch zu einem inklusiveren Klima an den Schulen, und dass dazu mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden sollen. Zusammen mit einem positiven LGBTI+ Vorbild könne das mithelfen, die Depressionen und die Suizidgedanken bei LGBTI+ Schülern zu reduzieren.
Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos währned 24 Stunden und sieben Tagen die Woche zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch.