CHINA: Sexualkundeunterricht wird Pflicht ab dem Kindergarten
Seit Jahrzehnten veröffentlicht die Regierungen immer wieder Richtlinien, wenn es um die sexuelle Aufklärung von Kindern und Jugendlichen an den Schulen geht. Umgesetzt wurden diese aber bislang nur selten, und wenn, dann oft ungenügend und wenig wissenschaftlich, respektive veraltet. Viele fordern aber auch, dass über den Bereich der Biologie hinausgegangen werden soll, und dass auch Beziehungen und Sexualität an sich behandelt werden. Dass die Regierung in Peking gerade diesbezüglich vorsichtig ist, hängt wohl auch damit zusammen, dass die Individualität nicht gefördert werden sollte.
Die UNESCO hat ihre Bemühungen in den letzten Jahren verstärkt, um zu erreichen, dass auch in China ein altersgerechter Sexualkundeunterricht zur Pflicht wird. Aktuelle Umfragen zeigten nämlich, dass von 54’580 Befragten nur knapp weniger als die Hälfte angaben, dass sie im Schulunterricht aufgeklärt wurden. Dies soll sich ändern, und deshalb hat die UNESCO hat einen entsprechenden Leitfaden zum Sexualkundeunterricht verfasst, welchen sie weltweit umsetzen möchten.
Zur grossen Überraschung hat der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses nun öffentlich ein neues Gesetz vorgestellt, welches den Sexualkundeunterricht ab dem Kindergarten zur Pflicht macht. Kinder und Jugendliche sollen dabei altersgerecht aufgeklärt werden, nicht zuletzt auch, um sie vor Missbrauch und sexueller Belästigung zu schützen. Dieses neue Gesetz soll ab dem 1. Juni im kommenden Jahr eingeführt werden. Ob China aber am internationalen Leitfaden der UNESCO festhält, oder eine eigene, chinesische Variante vorstellt, ist noch nicht bekannt.
Die Ankündigung schlug in den Sozialen Medien in China hohe Wellen: So wurde der entsprechende Hashtag auf dem chinesischen Twitter-Pendant Weibo über 25 Millionen Mal verwendet. Die Reaktionen waren dabei überwiegend positiv.
Wie und ob Homosexualität im Unterricht integriert wird, ist noch nicht bekannt. Ein Versuch, dieses Thema an den Schulen zu behandeln wurde bereits 2017 mit einem LGBTI+ inklusiven Lehrmittel versucht. Nach Beschwerden, wonach das Buch Homosexualität normalisiere und zu explizit sei, wurde es aber wieder abgesetzt.