CHINA: Überraschend hohe Zustimmung für die Rechte queerer Menschen

CHINA: Überraschend hohe Zustimmung für die Rechte queerer Menschen
Obwohl Chinas Regierung äusserst repressiv gegen die LGBTI+ Community im Land vorgeht, spricht sich eine überraschend hohe Zahl der Bevölkerung für die Rechte queerer Menschen aus. Die Diskrepanz zwischen der Haltung der Regierung und der Ansichten der Bevölkerung ist dabei immens. Doch ob sich die Politik dem so schnell anpassen wird, darf bezweifelt werden.

Den Druck, der die chinesische Regierung auf die LGBTI+ Community ausübt ist enorm und hat unter anderem schon dazu geführt, dass China mittlerweile seit mehreren Jahren keine Pride-Veranstaltungen mehr kennt. Selbst die Veranstaltenden der einstmals grossen und bekannten Shanghai Pride mussten längst aufgeben. Sie erklärten damals mehr oder weniger offen, dass der Druck über die Jahre zu gross geworden sei und das Umfeld mittlerweile eine Durchführung nicht mehr zulasse. In den vergangenen Monaten sind die Behörden zudem hart gegen Autor:innen von erotischer LGBTI+ Literatur vorgegangen, dabei kam es gar zu Verhaftungen.

Einen ganz anderen Blick auf China liefert nun eine Umfrage, welche vom renommierten, amerikanischen Williams Institute der UCLA School of Law der Universität Kalifornien durchgeführt wurde. Dabei zeigte sich, dass die chinesische Bevölkerung weit offener ist als die Regierung, sogar wenn es um Themen wie Gleichberechtigung oder die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geht. Die Diskrepanz zwischen der chinesischen Gesetzgebung und der Einstellung innerhalb der Bevölkerung ist damit enorm.

Laut der Studie gab mit 53 Prozent eine Mehrheit der Befragten an, dass LGBTI+ von der Gesellschaft akzeptiert werden sollen. Fast gleich viele fanden zudem, dass man gleichgeschlechtlichen Paaren auch die Möglichkeit zur Ehe bieten sollte. 48 Prozent erklärten weiter, dass queere Paare auch fähige Eltern wären. 68 Prozent waren zudem der Meinung, dass der Staat queere Studierende besser schützen sollte und 62 Prozent fanden, dass LGBTI+ auch am Arbeitsplatz fair behandelt werden sollen.

7 von 10 Befragten gaben weiter an, dass sie mindestens eine queere Personen persönlich kennen, mit 47 Prozent knapp weniger als die Hälfte gaben zudem an, dass sie zwei kennen. Weiter gaben zudem 46 Prozent an, dass sie auch an eine Hochzeitsfeier eines gleichgeschlechtlichen Paares gehen würden.

Wie es vom Williams Institute heisst, ist bislang nur wenig darüber bekannt, wie die chinesische Bevölkerung über queere Menschen und deren Anliegen denkt. Dies liegt auch an den strengen Zensurgesetzen bezüglich den Medien und dem Internet. Die überraschend hohe Zustimmung einer Mehrheit der Bevölkerung könnte also auch einen positiven Einfluss auf den Rest des Landes haben.

Queere Paare haben in China bislang keine Möglichkeit ihre Beziehungen rechtlich anerkennen zu lassen. Es gibt einzig eine Art Vormundschaft, welche es queeren Paare gegenseitig ermöglicht, zumindest gewisse Rechte zu erhalten, etwa in Bezug auf das Vermögen oder das Erbe. Gleichgeschlechtliche Handlungen sind aber seit 1997 legal.