COMMONWEALTH: Staaten wehren sich gegen die Entkriminalisierung von Homosexualität

COMMONWEALTH: Staaten wehren sich gegen die Entkriminalisierung von Homosexualität
Kein Premierminister Grossbritanniens ging mit seiner Entschuldigung für die Anti-Gay-Gesetze so weit wie Theresa May am vergangenen Commonwealth Gipfel. Ihre Regierung versprach zudem 7,6 Millionen Schweizer Franken für die Rechte von LGBTs einzusetzen. Doch zahlreiche Staaten wehren sich nun: Aus Ghana heisst es beispielsweise, dass Homosexualität schlimmer als Atomwaffen sei...

Sie bedaure die Rolle, welche ihr Land bei der Verbreitung der Anti-Gay-Gesetze in der Welt gespielt habe: Mit solch deutlichen Aussagen überraschte die britische Premierministerin Theresa May in ihrer Rede vor all den Staatschefs beim Commonwealth Gipfel in London. Diese Gesetze seien damals falsch gewesen, und sie seien heute falsch, und damit forderte sie alle Länder der Staatengemeinschaft auf, die Gesetze gegen Schwule, Lesben und Transgender abzuschaffen. Von den 53 Mitgliedsstaaten kriminalisieren nämlich noch immer 36 Staaten Homosexualität.

Die Regierung von Theresa May überraschte weiter mit der Ankündigung, dass man 5.6 Millionen britische Pfund, rund 7,6 Millionen Schweizer Franken, bereit stellen werde, um innerhalb des Commonwealth für die Abschaffung der Anti-Gay-Gesetze einzustehen. Während dieser Vorstoss zwar begrüsst wurde, erklärte Baronin Elizabeth Barker von den Liberaldemokraten gleichzeitig, dass man damit wohl nicht weit kommen werde. Es gebe noch Raum etwa für Kirchen und religiöse Organisationen, welche Reparationen zahlen könnten für das, was sie angerichtet haben und immer noch anrichten.

Aus jenen Staaten, welche Homosexualität noch immer kriminalisieren, kommen zudem teils heftige Reaktionen. Der Vize-Sprecher des Parlaments von Ghana, Kingsford Sumana Bagbin, erklärte in einer Radioshow, dass Homosexualität schlimmer als Atomwaffen seien, und er fordere von Nana Addo Dankwa Akufo-Addo, dem Präsidenten von Ghana, dass er die Aussagen Mays scharf verurteile. Auch der kenianische Staatspräsident Uhuru Kenyatta erklärte in einem Interview gegenüber CNN, dass Homosexualität für sein Land keine Frage der Menschenrechte sei, sondern eher eine Frage der Kultur des Landes. Sogar Trinidad und Tobago, notabene jenes Land, dessen Oberstes Gericht den gleichgeschlechtlichen Sex vor wenigen Wochen legalisiert hat, verurteilte die Aussagen von Theresa May und erklärte, dass Grossbritannien andere Länder bedränge, dass sie die Gesetze über gleichgeschlechtliche Paare ändern.

Ähnlich klingt es aus Nigeria, ein Land, welches Homosexualität mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft, und im muslimischen Norden kann gar die Todesstrafe drohen. Eine Zeitung schreibt dort, dass May die Staatsführer angewiesen habe, in ihre Länder zurückzukehren um Homosexualität zu promoten. Wie eine Mutter zu ihrem Kind, habe sie Süssigkeiten in Form von Hilfen in Aussicht gestellt, damit sie im Gegenzug Homosexualität entkriminalisieren. Ein anderer Kolumnist geht sogar noch weiter und schreibt, dass sich Theresa May nur deshalb in Afrika so für LGBTs einsetze, da sie selber eine halbe Lesbe sei.

Weit überraschender war dafür die Aussage des jamaikanischen Premierministers Andrew Holness. Er sei offen dafür, einen Homosexuellen in sein Kabinett aufzunehmen. Dies sei erstens nicht seine Angelegenheit, und zweitens interessiere es ihn auch nicht. Die Sexualität und auch die sexuelle Orientierung seien keine Kriterien, so Holness weiter. Gleichgeschlechtlicher Sex kann in Jamaika mit bis zu 10 Jahren Haft bestraft werden, und Homophobie und Gewalt gehören im Land zum Alltag, dadurch zählt die Insel auch zu den schlimmsten Orten für Schwule, Lesben und Transgender.

Interview mit Uhuru Kenyatta mit CNN: