DEUTSCHLAND: Renommierte queere Kulturinstitution in Berlin meldet Insolvenz an

DEUTSCHLAND: Renommierte queere Kulturinstitution in Berlin meldet Insolvenz an
Seit der Gründung im Jahr 1977 steht das SchwuZ für queere Kultur, für Sichtbarkeit und für Engagement für LGBTI+: Doch wie bereits bekannt wurde, geriet Berlins ältester Gay Club im vergangenen Jahr in finanzielle Schieflage, und nun wird gar ein Insolvenzverfahren eröffnet. Was dies bedeutet und wie es nun weitergeht erfährst Du hier.

Seit fünf Jahrzehnten prägt das SchwuZ, ehemals SchwulenZentrum, in Berlin das queere Nachtleben und wurde zu einer der wichtigsten Institutionen für die Kultur der Community. Es hat sich nicht nur zu einem wichtigen Treffpunkt für LGBTI+ entwickelt, sondern war auch federführend, als etwa 1979 der erste CSD Berlins organisiert wurde. Dass der Club in Neukölln in finanzielle Schieflage geriet, war seit dem vergangenen Jahr offensichtlich, als 2024 mit einem deutlichen Minus abgeschlossen wurde.

Eine neue Geschäftsleitung durchleuchtete ab März 2025 den Betrieb und griff durch. Da die Umsätze weiter rückläufig waren und Ende Monat jeweils 30‘000 bis gar 60‘000 Euro für einen nachhaltigen Betrieb fehlten, wurde im Mai die Kündigung von 33 Mitarbeitenden bekanntgegeben. Massive Kritik und Unverständnis aus der Community war die Folge, auch wenn die Massnahme damit begründet wurde, dass man nur so eine drohende Schliessung verhindern könne.

Aber auch das Programm des Club wurde stark gestrafft. Ein gleichzeitig gestartetes Crowdfunding blieb aber weit hinter den Erwartungen zurück. Es hat sich gezeigt, dass es immer schwieriger wird ein Club in dieser Grössenordnung und mit den entsprechenden Fixkosten halten zu können. Seit das SchwuZ im Jahr 2013 ins Areal der ehemaligen Kindl-Brauerei im Rollbergviertel zog, bietet das Lokal immerhin Platz für 1000 Gäste. Eine nicht zu unterschätzende Zahl.

Wie die Geschäftsleitung nun am Donnerstagabend öffentlich machte, habe man ein Insolvenzverfahren einleiten müssen. Bis im Oktober, dem Beginn des Verfahrens, sollen aber noch alle Veranstaltungen wie geplant durchgeführt werden können. Auch betont die Geschäftsleitung, dass die Löhne der Mitarbeitenden gesichert seien und die Arbeitsverträge normal weiterlaufen.

Das Insolvenzverfahren soll ein Befreiungsschlag sein und nicht das Ende, unterstreicht die Geschäftsleitung weiter. Es sei nötig für einen Neuanfang. Zusammen mit einem externen Berater soll die Kulturinstitution nun neu aufgegleist werden, um finanziell nachhaltig auch in Zukunft bestehen zu können. Doch die Geschäftsleitung macht gleichzeitig auch klar, dass dazu weitere, einschneidende Massnahmen nötig sein werden.

Dass man auch auf die Solidartität der Community hofft, zeigt der Post des SchwuZ in den Sozialen Medien: „Zeig, dass das Schwuz gebraucht wird: Komm vorbei. Tanz. Feiere! Gemeinsam können wir bewirken, dass es weitergehen kann.“ So sollen die Bedürfnisse der Community auch stärker mit eingebunden werden, damit der Neustart auch tatsächlich gelingen und das SchwuZ als Berliner Institution und ältester Gay Club der Stadt erhalten bleiben kann.