UK: Weiterer Rückschlag fürs queere Londoner Nachtleben

UK: Weiterer Rückschlag fürs queere Londoner Nachtleben
Das ohnehin bereits arg unter Druck geratene queere Londoner Nachtleben muss einen weiteren Rückschlag hinnehmen: Die Besitzer des Gay Clubs Royal Vauxhall Tavern haben angekündigt, dass sie das Lokal verkaufen werden. Dies ist der vorläufige Höhepunkt einer gehässig geführten Kontroverse rund um die Übertragung des diesjährigen Eurovision. Der Club wurde unter anderem berühmt, weil Freddie Mercury einmal Prinzessin Diana dorthin mitgebracht haben soll.

Die Royal Vauxhall Tavern (RVT) ist eine wahre Institution im queeren Nachtleben von London. 1865 erbaut, ist das Lokal seit den 1980ern bekannt als LGBTI+ Lokal mit Drag Shows und Cabaret-Veranstaltungen. Berühmt wurde das RTV unter anderem auch, weil Queen-Frontmann Freddie Mercury dort öfters zu Gast gewesen sein und einmal sogar Prinzessin Diana - sie war verkleidet - mitgebracht haben soll. Auch war der Club die Heimat von Paul O'Grady, der dort als Drag Queen Lily Savage, auftrat - eine der bekanntesten Drag Queens in Grossbritannien.

Nun haben sich aber die beiden Mitbesitzer James Lindsay und John Kerr an die Öffentlichkeit gewandt und via X mitgeteilt, dass sie sich schweren Herzens von der Royal Vauxhall Tavern zurückziehen werden. Nach 20 Jahren des Aufbaus und des Wachstums der RTV hätten sie nun bemerkt, dass sie nicht die richtigen sind, um dieses Lokal weiterzuführen. Sie hätten nun einen Makler beauftragt, der alles in die Wege leitet um das Lokal zu verkaufen, schrieben sie weiter. Sie möchten sich zudem bei allen bedanken, welche sie so lange unterstützt haben, insbesondere bei ihrem Team.

Die Entscheidung fällten Lindsay und Kerr wohl nachdem rund um die Übertragung des Eurovision Song Contest eine heftige Kontroverse losgetreten wurde. Nachdem die Royal Vauxhall Tavern die Übertragung des Finals ankündigte, wurde eine hitzig und mitunter gehässig geführte Debatte losgetreten. In einem Interview rechtfertigten die beiden Besitzer ihre Entscheidung damit, dass die RTV nicht politisch sei. In deren Verlauf kam es gar zu Boykottaufrufen und zahlreiche Drag Artists kündigten an, nicht mehr in der RTV auftreten zu wollen. Schlussendlich kündigten Lindsay und Kerr an, dass der Club während des ESC Finals für alle Veranstaltungen geschlossen bleibe.

Es sei für sie zunehmend schwieriger ein junges Publikum anzusprechen, das politisch ist und beispielsweise nicht-binär, und trotzdem auch noch für die älteren Gäste dazu sein. Sie wollen nicht sagen, so Lindsay, dass sich das ältere Publikum nicht für diese Themen interessiere, doch sie würden dies einfach auf eine andere Weise verstehen. Sie seien eine Gay Bar und nicht politisch. Die Leute würden gerade deswegen in ihr Lokal kommen um dem Gerede über Krieg zu entfliehen.

In Grossbritannien gingen die Wogen über die Teilnahme Israels am Eurovision sehr hoch: Viele forderten auch Olly Alexander von Years & Years auf, sich von der Veranstaltung zurückzuziehen und nicht in Malmö aufzutreten. Wie es nun mit der Royal Vauxhall Tavern weitergeht, ist ungewiss.

Londons Nachtleben musste in der jüngeren Vergangenheit einige Rückschläge hinnehmen. So wurde unter anderem bereits das The Glory geschlossen, auch die Ära des legendären G-A-Y Late ging bereits zu Ende und das Heaven hat sich ebenfalls mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit gewandt, dass sie möglicherweise schliessen müssen. Der Grund sind meist überhöhte Mietpreise, welche es den Lokalen schwer machen über die Runden zu kommen. Zudem werden immer mehr Gebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Auch das Thema Sicherheit spielt eine Rolle. Im Fall des G-A-Y Late erklärten die Besitzer, dass sie die Sicherheit der Mitarbeitenden und der Gäste nicht mehr gewährleisten konnten, da es auf dem Weg hin und weg vom Lokal immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen kam.

Bild: © Royal Vauxhall Tavern - Facebook