ECUADOR: Die Ehe für alle ist Tatsache!
Es war eine denkbar knappe Entscheidung: Mit fünf zu vier Stimmen entschieden sich die Richter des Verfassungsgerichts von Ecuador, dass sie dem Urteil des Interamerikanischen Gerichtshof folgen werden und die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen. Dass es den Richtern nicht eben einfach fiel, zeigte auch die Tatsache, dass sie die Urteilsverkündigung vom 4. auf den 12. Juni verschoben haben.
Den Anfang machte ein Urteil des Interamerikanische Gerichtshof im Januar 2018, welches eigentlich für zahlreiche Länder in der Karibik und in Mittel- und Südamerika bindend war. Die Richter entschieden damals, dass die Ehe in diversen Staaten, darunter eben auch Ecuador, für LGBTI+ Paare geöffnet werden muss. Doch trotzdem mussten nun auch die Richter in Ecuador diese Entscheidung absegnen. Dazu begannen sie im April 2019 mit den ersten Anhörungen rund um Marriage Equality. Es waren vor allem Efraín Soria und Javier Benalcázar, ein schwules Paar, welches seit 12 Jahren zusammen ist, welche zusätzlichen Druck auf die Behörden machten, da sie ihre Beziehung rechtlich gleichgestellt absichern wollten. Und nun sind sie endlich am Ziel.
In Bezug auf die Rechte für die LGBTI+ Community ist Ecuador schwierig zu beurteilen. 1998 wurde das Land das erste weltweit, welches ein Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in die Verfassung aufnahm. 2008 hingegen wurde der Artikel 67 in die Verfassung aufgenommen, welches die Ehe als Beziehung zwischen Mann und Frau festschreibt. Gleichzeitig besagt aber der Artikel 68, dass gleichgeschlechtliche Paare die selben Rechte und Pflichten haben wie verheiratete Paare, ausgenommen der Adoption. Ein Partnerschaftsgesetz hingegen gibt es trotzdem erst seit 2014.