FINNLAND: Bekommt auch Finnland demnächst einen schwulen Staatspräsidenten?

FINNLAND: Bekommt auch Finnland demnächst einen schwulen Staatspräsidenten?
Die Situation in Finnland mit seiner langen Grenze zu Russland ist nicht sonderlich bequem, und entsprechend richtet sich derzeit auch der Fokus auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen: Derzeit stehen die Chancen für den unabhängigen Kandidaten Pekka Haavisto gut, welcher derzeit zusammen mit seinem Mann Wahlkampf betreibt.

Im ersten Wahlgang ist Pekka Haavisto zwar noch gegen den konservativen, ehemaligen Premierminister Alexander Stubb unterlegen, doch er hat es mit kleinem Abstand in den zweiten Wahlgang geschafft. Er ist zwar Mitglied der Grünen Liga, doch er tritt als unabhängiger Kandidat an. Da nun die sieben weiteren Kandidierenden aus dem Rennen ausgeschieden sind, kommt es nun am 11. Februar zur Stichwahl zwischen Stubb und Haavisto.

Dass Pekka Haavisto schwul ist, war bereits in den 1990ern ein offenes Geheimnis in Finnland, doch erst im Jahr 2002 hatte er schliesslich auch sein öffentliches Coming Out, als er mit Antonio Flores eine Eingetragene Partnerschaft einging. Die Beiden lernten sich bereits 1997 während einer Reise von Haavisto nach Kolumbien kennen und lieben, und heute begleitet Flores seinen Mann häufig auch bei öffentlichen Auftritten und bei Wahlkampfterminen.

Politisch blickt der 65-jährige Haavisto bereits auf eine lange Karriere mit zahlreichen prominenten Ämtern zurück: So war er von 1995 bis 1999 Umweltminister, ab 2007 kehrte er als Abgeordneter ins Parlament zurück und wurde seither immer wieder gewählt. Von 2019 bis 2023 war er zuletzt Aussenminister von Finnland.

Nun strebt er das Amt des Staatspräsidenten an, was ihn während einer Amtszeit von sechs Jahren nicht nur zum Obersten Befehlshaber der Armee machen würde, sondern er würde auch Exekutivgewalt über die Sicherheits- und die Aussenpolitik des Landes erhalten. Somit ist das Amt des finnischen Präsidenten ähnlich gelagert wie jenes des amerikanischen Präsidenten und damit mit viel mehr Macht verbunden als in anderen europäischen Staaten.

Gerade die aussenpolitischen Erfahrungen dürften für den ehemaligen UN-Diplomaten derzeit von grossem Nutzen sein, wenn es um die Präsidentschaftswahlen geht, aber auch wenn es um die Zukunft Finnlands an sich geht. Das Land hat nämlich seit dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine seine Neutralität aufgegeben und ist zum 31. Mitgliedsstaat der NATO geworden. Massgeblich für diesen Schritt mitverantwortlich und an den Verhandlungen mitbeteiligt war Pekka Haavisto.

Daneben ist es wohl auch der unkonventionelle Wahlkampf, mit welchem Haavisto für Abwechslung im politischen Alltag sorgt. Dabei stellt er sich als DJ Pexi auch gerne selber mal als DJ-Pult um seine Lieblingsmusik aus den 60ern und 70ern zu spielen. Damit gelang es ihm, sich von den übrigenen Kandidat:innen abzuheben, auch wenn sein Mann in einem Interview offen eingestand, dass er den Musikgeschmack von seiner besseren Hälfte schrecklich finde.

Bild: Pekka Haavisto bei der Unterzeichnung des Antrags zum NATO-Beitritt Finnlands - © Laura Kotila / valtioneuvoston kanslia - Creative Commons Attribution 2.0 Generic