HONG KONG: Bahnbrechendes Urteil für trans Menschen in Hong Kong
Endlich kann ich leben wie jeder andere Mann auch, erklärte Henry Edward Tse nach der Urteilsverkündung vor dem Gerichtsgebäude. Es werde nun viel einfacher für ihn im Alltag an Orte zu gehen, welche nach Geschlechter getrennt sind. Er habe mit diesem Urteil seine Würde und auch seine Würde als Mann erfolgreich verteidigt.
Der 31-Jährige hat zusammen mit einem weiteren trans Mann, welcher nur als "Q" bekannt ist, während fünf Jahren vor Gericht gekämpft, damit sie endlich ein Leben entsprechend ihrer Geschlechtsidentität führen können.
Im Jahr 2018 klagten die Beiden zusammen mit einem weiteren trans Mann, "R" genannt, vor dem Obergericht, doch sie verloren damals. Das Urteil bezeichnete die gängige Praxis damals für rechtens. Tse und "Q" entschieden sich darauf in Berufung zu gehen. Beide haben bereits einen britischen Pass, welcher nach ihrer Geschlechtsidentität ausgestellt ist, jedoch fehlen ihnen diese Papiere für Hong Kong.
Das Oberste Gericht in Hong Kong hat nun am Montag entschieden, dass es gegen die Rechte der beiden trans Personen verstosse, wenn sich die Behörden weigern, deren bevorzugtes Geschlecht in ihren offiziellen Dokumenten anzupassen, ohne dass sie eine vollständige, operative Geschlechtsangleichung vollziehen. Somit entschieden die Richter, dass die Regierung solche chirurgischen Eingriffe nicht mehr zu einer Voraussetzung für eine umfassende Anerkennung der Geschlechtsidentität machen dürfen.
Dieses Urteil ist ein Meilenstein für die trans Community in Hong Kong und beendet eine enorm diskriminierende Praxis. Die beiden trans Männer können nun endlich ihre Identitätskarten und anderen amtlichen Ausweise entsprechend ihrer Geschlechtsidentität anpassen.
Damit vereinfacht sich auch vieles in ihrem Alltag, erklärte Henry Edward Tse. Er könne nun endlich offiziell in ein Männer-WC gehen. Zuvor hätte er stets das Frauen-WC aufsuchen müssen, und dabei hätte ihm eine Busse oder gar eine Anklage wegen Nachstellens gedroht. Auch könne er nun im Gym jene Umkleide nützen, welche er möchte, ohne sich stets den unangenehmen Fragen stellen zu müssen. Sobald die Regierung die nun vom Gericht beschlossenen Änderungen vollzogen hat, werde er umgehend eine neue Identitätskarte machen lassen.