INDIEN: Queere Paare wollen Ehe für alle per Gericht erreichen

INDIEN: Queere Paare wollen Ehe für alle per Gericht erreichen
Im Jahr 2018 haben fünf Richter gleichgeschlechtliche Aktivitäten in Indien legalisiert, und nun soll erneut das Oberste Gericht den Fortschritt bringen: Zwei gleichgeschlechtliche Paare haben je einen Antrag beim Supreme Court eingereicht um so das Recht auf Ehe zu erhalten.

Es war im Jahr 2021 als Supriyo Chakraborty und Abhay Dange nationale Bekanntheit erlangten, weil sie sich in einer symbolischen Zeremonie vor Familie und Freunden das Ja-Wort gaben. Nun wollen die Beiden ihren Traum aber in die Realität umsetzen und offiziell und rechtlich anerkannt eine Ehe eingehen. Da es politisch derzeit kaum umsetzbar ist, haben Chakraborty und Dange einen entsprechenden Antrag beim Obersten Gericht des Landes eingereicht.

Das Paar argumentiert damit, dass das Supreme Court das Recht auf interreligiöse Paare schütze, indem diese eine Ehe mit einer Person ihrer Wahl eingehen dürfen. Dieses Recht sollte ihrer Meinung nach daher auch für queere Paare gelten. Es sei zudem eine Verletzung ihres Rechts auf Gleichberechtigung, wenn ihnen die Ehe vorenthalten werde. Dies habe schlussendlich auch Auswirkungen auf ihre persönliche Freiheiten und ihre gemeinsamen Finanzen.

Als zweites Paar haben auch Parth Phiroze Mehrotra und Uday Raj einen Antrag eingereicht. Sie wiederum argumentieren damit, dass es gegen die Artikel 14 und 21 in der Verfassung verstosse, wenn man ihnen das Recht auf eine Ehe verweigere. Sie würden in ihrem Alltag mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert, da sie keine zivile Ehe eingehen können. Dies habe Auswirkungen auf ihr Leben als Paar, aber auch auf ihre Beziehung gegenüber ihren Kindern.

Der Oberste Richter, der mit diesen Anliegen betraut wurde, hat nun der Regierung eine Frist gesetzt, damit sie dazu Stellung beziehen können. Dies muss innerhalb von vier Wochen geschehen. Danach wird das Gericht entsprechend weiter verfahren.

Erst im Jahr 2018 hat das Oberste Gericht gleichgeschlechtliche Aktivitäten legalisiert. Dies war wohl das Gerichtsurteil, welches am meisten queere Menschen weltweit auf einen Schlag betroffen hat. Seither wurden immer wieder Forderungen nach mehr Rechten für die LGBTI+ Community laut. Auf politischem Weg ist dies jedoch schwierig umzusetzen, da Homosexualität noch immer ein grosses Tabu ist und Politiker:innen viele Wählerstimmen kosten könnte, wenn sie öffentlich den Support dafür bekannt geben. Oberste Richter müssen nicht wiedergewählt werden und daher scheint ein Antrag beim Obersten Gericht aktuell vielversprechender.

Gleichgeschlechtliche Ehen werden derzeit in Indien nicht anerkannt, und auch ein Partnerschaftsgesetz gibt es nicht. Laut dem bestehenden Recht ist aber eine nicht registrierte Lebensgemeinschaft möglich. Rechtlich besteht dabei aber ein grosser Unterschied zur Ehe, etwa auch im Bereich der Adoption.