INDIEN: Richter:innen beginnen mit Anhörungen über die Ehe für alle
Bereits kurz nach der Entkriminialisierung von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten im Jahr 2018 haben mehrere LGBTI+ Paare damit begonnen, sich für die Ehe für alle einzusetzen. Mittlerweile sind sie vor dem Obersten Gericht angelangt, dessen Richter:innen nun eine Entscheidung finden sollen, ob die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet wird.
Die Regierung unter Premierminister Narendra Modi hat ihre Haltung bereits bekanntgegeben und erklärt, dass man die Ehe für alle ablehne. Damit steht der Weg über die Politik, um dieses Anliegen zu erreichen, nicht zur Debatte und nur der Weg über die Justiz, welcher beschritten wurde, ist noch möglich. Bereits im Januar und anfangs März konnten beide Seite ihre Argumente vor dem Supreme Court darlegen.
Nun hat das Oberste Gericht des Landes bekanntgegeben, dass ein fünfköpfiges Gremium an Obersten Richter:innen ab dem 18. April mit den offiziellen Anhörungen beginnen wird. Die Richter:innen wollen damit mit ihrer Entscheidung ein Ende bei dieser Debatte herbeiführen.
Wie das Supreme Gericht schlussendlich entscheiden wird, ist offen. Es wurden in der Vergangenheit aber immer wieder Urteile zu Gunsten der Rechte der LGBTI+ Community gefällt. Entsprechend zuversichtlich und auch hoffnungsvoll zeigen sie sich auch die queeren Paare.
Bislang haben gleichgeschlechtliche Paare in Indien keine Möglichkeit ihre Beziehung abzusichern. Es gibt einzig eine nicht registrierte Lebensgemeinschaft. Dies bedeutet, dass gleichgeschlechtliche Paare zwar zusammenleben dürfen, jedoch erhalten sie damit keine gemeinsamen Rechte, etwa in Bezug auf das Vermögen, das Erbe oder auf eine allfällige Adoption von Kindern.
Sollte die Ehe tatsächlich geöffnet werden, dann wäre Indien nach Taiwan erst das zweite Land in Asien, welches die Ehe für alle einführt. In Thailand und auch in Vietnam sind aber ebenfalls Bestrebungen in diese Richtung im Gange. Mit seinen bald 1.4 Milliarden Menschen ist das Urteil jene Einzelentscheidung, welche eine der grössten Tragweiten für queere Menschen weltweit haben wird.