ISRAEL: Extrem LGBTI+ feindliche Broschüren in Briefkästen verteilt

ISRAEL: Extrem LGBTI+ feindliche Broschüren in Briefkästen verteilt
In der israelischen Hafenstadt Haifa nördlich von Tel Aviv haben Anwohner äusserst queerfeindliche Broschüren in ihren Briefkästen gefunden. Darin werden LGBTI+ ebenso für die Machtergreifung der Nationalsozialisten wie auch für den Holocaust verantwortlich gemacht. Die lokale LGBTI+ Organisation hat inzwischen eine offizielle Beschwerde bei der Polizei eingereicht.

Die politisch aufgeladenen Zeiten in Israel haben auch immer mehr Auswirkungen auf die LGBTI+ Community: Dass etwa die ultraorthodoxe Shas-Partei in der Regierung eingebunden wurde, hat dafür gesorgt, dass auch das Klima für queere Menschen rauer und unfreundlicher wurde. Anfeindungen aus der Politik sind häufiger geworden, und dies überträgt sich mehr und mehr auch auf den Alltag.

Aus diesem Grund sind die jüngsten Vorkommnisse in Haifa leider kein Einzelfall mehr: Es sind haltlose Unterstellungen, welche Unbekannte in einer fast 30-seitigen Broschüre gemacht haben, welche sie an Bewohner der Küstenstadt Haifa verteilt haben. Betroffen war offenbar insbesondere die Berel Katznelson-Strasse im Stadtviertel Neve Shanan, wie Abklärungen der Polizei ergeben haben.

In der Broschüre mit dem Titel "Zwölf Überlegungen der religiösen Öffentlichkeit zur LGBT-Agenda" fantasieren die Herausgebenden mit wilden Theorien über den Aufstieg der Nationalsozialisten, über Adolf Hilter und über den Holocaust und wie queere Menschen dafür verantwortlich sein sollen. So sei Adolf Hitler in seinen Anfängen von einer Jugendbewegung unterstützt worden, welche auch die „Aufmerksamkeit der Homosexuellen“ erhielt und schliesslich die Grundlage für die NSDAP bildete.

Die LGBTI+ Bewegung sei in den vergangenen Jahren mit Gesetzen unterstützt, gefördert und legitimiert worden. Es sei sogar Lobbyarbeit im Knesset, dem israelischen Parlament, betrieben worden. Auch Kinder seien nicht von der LGBTI+ Propaganda verschont geblieben, denn queere Aktivist:innen würden Schulen auffordern dies den Kindern beizubringen. Viele würden sich nun fragen, so heisst es in der Broschüre weiter, ob man Homosexualität als eine persönliche Entscheidung, als Ergebnis von Beeinflussung oder als Zeichen einer fortschrittlichen Gesellschaft ansehen müsse.

Bei der queeren Organisation Aguda - der LGBT Task Force Israel - zeigt man sich ebenso besorgt wie empört. So habe man gleich nach bekanntwerden eine offizielle Beschwerde wegen Anstiftung zum Mord an der LGBTI+ Community eingereicht. So teilt Aguda weiter mit, dass diese Broschüre jeglich Grenzen überschritten habe. Man erlebe jeden Tag mehr LGBTI+ feindliche Vorfälle und es zeige, dass die Ansichten der extremistischen Elemente in der Regierung immer mehr ihre Wirkung entfalten.

Auch im Angesicht von Hass und LGBTI+ Feindlichkeiten, so Aguda weiter, werde man es nicht zulassen, dass die Dunkelheit über Israel hereinbreche. Man fordere daher den Bürgermeister von Haifa, Kalish Rotem, nicht nur dazu auf, dieses Hassverbrechen zu verurteilen, sondern auch die Polizei aufzufordern, die Ermittlungen aufzunehmen und die Urheber vor Gericht zu bringen.

In Israel kommt es immer wieder zu LGBTI+ feindlichen Hassverbrechen, etwa in Form von gewalttätigen Angriffen auf die Pride in Jerusalem. Im Jahr 2021 haben aber auch schon tausende queere Israelis eine Textnachricht mit übelsten, LGBTI+ feindlichen Drohungen auf ihr Handy erhalten. Damals wurde angenommen, dass die Täter durch einen Hackerangriff auf eine Dating-Plattform ein paar Monate zuvor, an die Telefonnummern gekommen sind.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer