JAPAN: Forderung nach LGBTI+ Rights zum Start der Olympischen Spiele
Gerade LGBTI+ Athlet:innen würden unter Missbrauch, Stigmatisierung und Traumata leiden, welche sie im Sport erleben, erklärte Minky Worden, der Sport-Verantwortliche von Human Rights Watch. Es sei doch ziemlich erschütternd, dass nicht ein:e offen queere:r Athlet:in für das Austragungsland mit dabei sei.
Den Grund sieht die Organisation darin, dass es beispielsweise keinen Diskriminierungsschutz auf Basis der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität gibt. Daher fordert Human Rights Watch das Land auf, die Olympischen Spiele als Chance zu nutzen, um die Diskriminierungen von queeren Menschen anzugehen und damit nicht zuletzt auch unter anderem dem physischen Missbrauch von jugendlichen Athlet:innen vorzubeugen. So verlange schon die Olympische Charta, dass jede Form der Diskriminierung verboten sei.
Gerade im Sport zeige sich die Diskriminierung deutlich, heisst es etwa vom ersten LGBT Community Center in Japan. Der Sport sei sehr durch Männer dominiert: Heteromänner haben die Macht, und sexuelle Minderheiten werden dadurch diskriminiert. Aufgrund der Angst vor Stigmatisierung gebe es deshalb auch nur wenige Supporter für die LGBTI+ Community.
Dass Missbrauch und Züchtigung im japanischen Sport allgegenwärtig sind, zu diesem Resultat kam auch eine Umfrage von Human Rights Watch aus dem vergangenen Jahr. Von 381 aktuellen oder ehemaligen, jugendlichen Sportler:innen erklärten 46 Prozent dass sie physischen Missbrauch und Gewalt erlebten, und zwar bis hin zu Schlägen und Tritten. Im Jahr 2013 wurde eine Deklaration verabschiedet, mit welcher Sportverbände in Japan verpflichtet wurden, Missbrauch und Gewalt zu erfassen und zu melden. 2019 wurde diese noch verstärkt und über sämtliche Sportarten und Verbände ausgeweitet.
Was den Schutz von LGBTI+ betrifft, so hat etwa Tokio ein Anti-Diskriminierungsgesetz, doch dieses gilt nur für das Stadtgebiet und auch nur für kommunale Anliegen. Ähnliches gilt für ein Partnerschaftsgesetz: Verschiedenste Städte und Bezirke haben sogenannte Partnerschaftszertifikate eingeführt, doch diese haben nur einen extrem eingeschränkten Geltungsbereich und daher bislang mehr Symbolcharakter.