JAPAN: Vor den Olympischen Spielen nehmen Forderungen nach LGBTI+ Rechten zu
Es gibt weder ein Partnerschaftsgesetz geschweige denn die Ehe für alle in Japan. Einzige Möglichkeit für LGBTI+ Paare, sich rechtlich zumindest ein wenig abzusichern, sind sogenannte Partnerschaftszertifikate, welche von einigen Präfekturen, Städten oder Kommunen herausgegeben werden. Diese sind aber nicht bindend und gestehen gleichgeschlechtlichen Paaren auch nur minimale Rechte auf kommunaler Ebene zu.
Insgesamt 116 Menschenrechts- und LGBTI+ Organisationen sehen nun in den Olympischen Spielen von diesem Sommer die Gunst der Stunde und fordern in einem offenen Brief an den japanischen Premierminister Yoshihide Suga, dass das Land noch vor den Wettkämpfen Gesetzesentwürfe für Rechte von LGBTI+ vorstellt, so etwa ein Anti-Diskriminierungsgesetz um LGBTI+ aber auch Athlet*innen nach internationalen Standards zu schützen.
Die Organisationen verweisen dabei auch auf die Slogans, mit welchen die Olympischen Spiele in Tokio werben. So sollen positive Reformen in die Welt getragen werden, welche auf drei Punkten basieren: Das Streben nach den persönlichen Bestleistungen, Einander akzeptieren und ein Vermächtnis für die Zukunft weitergeben. Ein weiterer Slogan steht zudem klar zu Diversität und Inklusivität: Kenne die Unterschiede, zeige die Unterschiede.
Homosexualität ist in Japan nach wie vor ein grosses Tabu, obwohl das Land gleichgeschlechtliche Aktivitäten bereits 1880 legalisiert hat, sehr lange vor vielen anderen Staaten. So werden LGBTI+ zwar im Allgemeinen akzeptiert, doch sie haben keinerlei Rechte etwa in Bezug auf Partnerschaften oder den Diskriminierungsschutz. Gerade letzteres wäre wichtig, etwa wenn es um Wohnungen oder auch um den Arbeitsplatz geht.
Die Olympischen Spiele in Tokio hätten eigentlich im vergangenen Jahr stattfinden sollen, wurden aber aufgrund der Pandemie auf 2021 verschoben. Sie starten am 23. Juli und dauern bis zum 8. August.