JAPAN und das massive Bullying-Problem an den Schulen

JAPAN und das massive Bullying-Problem an den Schulen
Japans queere Jugendliche haben es alles andere als einfach: Aufwachsen in einer konservativen Gesellschaft und mit massivem Bullying an Schulen konfrontiert. Neuste Zahlen zeigen, dass 9 von 10 LGBTI+ Jugendlichen im vergangenen Jahr Opfer von Belästigungen wurden, bei mehr als der Hälfte waren gar Lehrer:innen dafür verantwortlich. Ein vor zwei Jahren verabschiedetes Gesetz zeigt bislang keine Wirkung.

Japans Regierung konnte sich weder auf ein Partnerschaftsgesetz noch auf die Ehe für alle einigen, und so führte man im Jahr 2023 ein Gesetz zur "Förderung des Verständnis von LGBTI+" ein. Dies geschah vor allem auch auf Druck der anderen G7-Staaten, welche das Land kurz zuvor während dem „Heim-Gipfel“ in Hiroshima kritisierten, da Japan als einziges Mitgliedsland noch immer keine rechtliche Absicherung für gleichgeschlechtliche Paare bietet. Die Kritik an diesem neuen Gesetz war gross, gerade auch von LGBTI+ Organisationen, da es völlig verwässert wurde.

Dass es queere Menschen in Japan nach wie vor sehr schwer haben, zeigt auch eine neue Befragung von ReBit, einer Organisation, welche Kurse für Schulen und Unternehmen anbietet, mit welchen eben dieses Verständnis für die LGBTI+ Community gefördert werden soll. Die Statistiken sind erschütternd und zeigen ein massives Bullying-Problem insbesondere gegenüber queeren Jugendlichen an den Schulen des Landes.

Erschreckende fast 90 Prozent der LGBTI+ Schüler:innen an der Mittel- und Oberstufe gab dabei an, dass sie im vergangenen Jahr Opfer von Belästigungen wurden, oder dass sie andere Schwierigkeiten an den Schulen erlebt haben. Die häufigsten Formen waren dabei das Fehlen der Akzeptanz gegenüber anderen sexuelle Orientierungen oder Geschlechtsidentitäten, eine unnötige Trennung der Geschlechter, sowie Beleidigungen oder verspotten. Dabei sind in rund 64 Prozent die Lehrer:innen oder andere Mitarbeitende an den Bildungseinrichtungen dafür verantwortlich.

Wenn es gar um Bullying und Gewalt geht, dann erlebten dies alleine im vergangenen Jahr 2 von 5 Schüler:innen der Mittelstufe und rund ein Viertel an der Oberstufe. Dabei waren die Situationen teilweise so gravierend, dass fast 60 Prozent eigentlich nicht mehr zur Schule gehen wollte, und rund ein Viertel der betroffenen Mittelstufen-Schüler:innen und rund 10 Prozent von der Oberstufe auch tatsächlich der Schule fern blieben. Dies führt dazu, dass queere Jugendliche rund drei- bis vier Mal häufiger die Schule schwänzen als der Durchschnitt, wie er in den offiziellen Statistiken des Bildungsministeriums vermerkt ist.

Die psychische Gesundheit der queeren Jugendlichen leidet stark unter diesen Umständen, und so gaben mehr als die Hälfte von ihnen an, dass sie schon Selbstmordgedanken hatten. Dabei fehlt oft auch das Vertrauen, dass sie sich an jemanden wenden können. Fast 95 Prozent erklärten nämlich, dass sie sich nicht an ihre Klassenlehrer:innen wenden wollen. So befürchten sie etwa, dass sich die Situation damit noch weiter verschlechtert, oder, dass die Klassenlehrer:innen die im Vertrauen geteilten Informationen ohne Einwilligung an die eigenen Eltern oder an andere Lehrer:innen weitergeben.

Die Studie von ReBit beschäftigte sich aber nicht nur mit dem schulischen Umfeld für queere Menschen, sondern auch mit Mitarbeitenden in der Wirtschaft. Dabei zeigte sich, dass rund 60 Prozent der queeren Mitarbeitenden bereits Schwierigkeiten oder Belästigungen am Arbeitsplatz erlebt haben.

Für die Befragung wurden von ReBit zwischen Februar und März 4‘733 Personen online befragt. Diese waren im Alter zwischen 12 und 34 Jahren und gehörten alle einer sexuellen Minderheit an. Dies verdeutlicht, dass Japan noch viel mehr Anstrengungen für die LGBTI+ Community unternehmen muss. Weiter zeigt es auch, dass das 2023 eingeführte Gesetz für die Förderung des Verständnis gegenüber LGBTI+ wie bereits von vielen queeren Organisationen vorausgesagt, bislang keine Wirkung gezeigt hat.

Eine detaillierte Auswertung findest Du hier.