KAMERUN: 4 junge Männer seit Januar in Haft wegen Film mit queerem Inhalt

KAMERUN: 4 junge Männer seit Januar in Haft wegen Film mit queerem Inhalt
Sie sind zwischen 23 und 25 Jahre alt, leben im Norden Kameruns und sie wurden bereits im Januar verhaftet, weil sie sich angeblich einen Film mit queerem Inhalt angesehen haben. Derzeit warten die vier jungen Männer unter äusserst prekären Haftbedingungen auf einen Prozess, obwohl die Beweislast mehr als dürftig ist. Von ihren Familien wurden sie bereits verstossen.

Beweise gibt es praktisch keine, doch trotzdem werden vier Männer im Alter zwischen 23 und 25 Jahren in einem Gefängnis im Norden Kameruns festgehalten. Die Bedingungen sind äusserst prekär und zumindest zwei von ihnen haben bereits drastisch an Gewicht verloren. Da ihnen Homosexualität vorgeworfen wird, leben sie im Gefängnis besonders gefährlich.

In der lokalen Moschee gab es bereits Gerüchte über die sexuelle Orientierung der vier jungen muslimischen Männer. Als sie dann beim Schauen eines Films mit angeblich queerem Inhalt entdeckt wurden, meldete dies der Imam unverzüglich bei der Polizei, welche die Vier sogleich verhaftet hat. Dies war am 12. Januar dieses Jahres und seither warten die vier jungen Männer noch immer ohne eine Anklage auf ihren Prozess, wie Erasing 76 Crimes berichtet. Es gab bislang erst eine Anhörung im April.

Einige Freunde gehen sie jeweils besuchen, doch nicht die Familien, diese haben den Kontakt bereits abgebrochen. Laut Erasing 76 Crimes sollen die vier jungen Männer noch bei ihren Eltern gelebt haben und arbeitslos gewesen sein. Im Gefängnis mussten sie offenbar den Sicherheitsleuten rund 100‘000 CFA-Franc BEAC, rund 140 Schweizer Franken, bezahlen, damit sie vor LGBTI+ feindlichen Übergriffen von anderen Insassen geschützt werden.

Laut dem Project Not Alone soll ihr Anwalt, der sie kostenlos vertritt, erklärt haben, dass die Beweislast gegen die vier Männer äusserst schwach sei und vor allem auf Aussagen des Imams beruhen. Eine Verurteilung sei damit nicht zu rechtfertigen, aber LGBTI+ Feindlichkeiten sind äusserst weit verbreitet im Land und dürften das Urteil beeinflussen.

Das Project Not Alone versucht nun Spenden für die vier Männer zu sammeln, denn dem Anwalt ist es offenbar gelungen, eine aussergerichtliche Einigung zu erzielen. So würden sie offenbar freigelassen, wenn jeder von ihnen 250‘000 CFA-Franc BEAC bezahlt, rund 360 Franken. Damit wird zwar die eigentliche Höchststrafe, welche bei einem Verstoss gegen den Artikel 347-1 des kamerunischen Strafgesetzes vorgesehen ist, übertroffen, doch dafür müssten die Männer keine zusätzliche Haftstrafe absitzen. Als Höchststrafe wären 20‘000 bis 200‘000 CFA-Franc BEAC vorgesehen, dies entspricht 29 bis 290 Franken.

Auf gleichgeschlechtliche Handlungen, selbst wenn sie einvernehmlich geschehen, stehen in Kamerun bis zu fünf Jahre Haft. Dabei werden zur Beweisführung auch Praktiken wie Analuntersuchungen angewandt, welche von internationalen Organisationen als Folter verurteilt werden. Die Gesetz werden noch immer angewandt, und es kommt immer wieder zu Verhaftungen diesbezüglich.