KATAR: Verhaftungen von LGBTI+ halten an

KATAR: Verhaftungen von LGBTI+ halten an
Trotz der Versprechen, dass die Fussball-Weltmeisterschaften in Katar auch für queere Personen sicher sein werden, enthüllt ein neuer Bericht von Human Rights Watch nun, dass bis im vergangenen Monat noch immer LGBTI+ in Katar unrechtmässig verhaftet und teils massiver Gewalt durch Staatsorgane ausgesetzt waren.

Gesetz ist Gesetz, und dies wird auch während den Fussball-Weltmeisterschaften in Katar nicht anders sein. So werden auch jene Gesetze, welche gleichgeschlechtliche Aktivitäten verbieten, während der WM nicht einfach ausgesetzt werden können. Demnach drohen queeren Personen weiterhin bis zu sieben Jahre Haft, und queeren Muslimen aufgrund der Scharia gar die Todesstrafe.

Obwohl die Veranstaltenden und die Behörden seit Monaten versuchen die Wogen zu glätten, und erklären, dass die Sicherheitskräfte einem expliziten Training unterzogen werden, was Toleranz betrifft, so spricht ein neuer Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) nun eine andere Sprache. So seien noch bis im vergangenen Monat queere Personen verhaftet worden.

So dokumentierte HRW Verhaftungen von queeren Personen und insgesamt sechs Fälle von physischer Gewalt und fünf Fälle von sexuellen Belästigungen auf Polizeiwachen, welche allesamt zwischen 2019 und 2022 stattfanden. HRW interviewte für den Bericht vier trans Personen, eine bisexuelle Frau und einen schwulen Mann. Übereinstimmend berichteten auch alle Opfer, dass ihre Handys widerrechtlich durchforstet worden seien auf der Suche nach weiteren Anhaltspunkten und weiteren queeren Personen. Sie seien zudem in einem unterirrdischen Gefängnis festgehalten und dort unter Anwendung von Gewalt zu Geständnissen gezwungen worden.

Man habe ihr vorgeworfen, eine Frau zu imitieren, erklärte eine der trans Frauen, und deshalb habe man sie geschlagen, bis ihre Lippen und die Nase blutig waren. Sie gab gegenüber HRW weiter an, dass sie für drei Wochen inhaftiert wurde, und dies ohne Anklage. In dieser Zeit sei sie mehrfach sexuell belästigt worden. Wie die Frau zudem erklärte, habe sie mitbekommen, wie auch andere LGBTI+ Menschen verhaftet wurden, darunter zwei Lesben aus Marokko, vier schwule Männer von den Philippinen und ein schwuler Mann aus Nepal.

Eine andere trans Frau erklärte, dass sie gezwungen wurde, ihr Makeup vor den Beamten abzuwischen, und man habe ihr die Haare abrasiert. Damit die vier trans Personen wieder freigelassen wurden, mussten sie zu Konversionsmassnahmen einwilligen, erklärten die Betroffenen weiter.

Für die Verhaftungen zuständig sei die Abteilung für präventive Sicherheit, welche dem Innenministerium unterstellt ist. Keine der verhafteten Personen habe im Anschluss eine Bestätigung oder ein Dokument erhalten, welches die Verhaftung bestätige. Möglich macht dies ein Gesetz aus dem Jahr 2002, welches provisorische Verhaftungen ohne Anklage von bis zu sechs Monaten ermöglicht, wenn fundierte Gründe vorliegen, dass eine Person ein Verbrechen begangen hat. Dazu gehört auch die Verletzung der öffentlichen Moral. In mindestens einem Fall erklärte eine Interviewte auch, dass ihr der Zugang zu einem Anwalt nicht gewährleistet wurde.

Mit der Veröffentlichung des Berichts fordert Human Rights Watch die sofortige Beendigung der Repressionen gegen queere Personen, sowie die umgehende Aufhebung der entsprechenden Gesetze. Erwachsene Personen, welche in einer einvernehmlichen, gleichgeschlechtlichen Beziehung leben, einvernehmliche, sexuelle Handlungen inklusive, sollen nicht mehr verhaftet werden. Das selbe gelte auch für Erwachsene, welche aufgrund ihres Geschlechtsausdrucks oder der Geschlechtsidentität Opfer durch den Staat würden. Alle, welche sich aus diesen Gründen derzeit in Haft befinden, sollen zudem frei gelassen werden.

Weiter fordert HRW auch die FIFA auf, die Regierung in Katar dazu zu bewegen, dass langfristige Reformen umgesetzt werden, welche queere Menschen vor Diskriminierungen und vor Gewalt schützen.

Ein Beamter in Katar hat den Bericht von Human Rights Watch gemäss Reuters als falsch zurückgewiesen. Die Fussball-Weltmeisterschaften werden am 20. November beginnen.