KOLUMBIEN: Influencer muss sich öffentlich für LGBTI+ Feindlichkeiten entschuldigen

KOLUMBIEN: Influencer muss sich öffentlich für LGBTI+ Feindlichkeiten entschuldigen
Online ist Luis Villa als WestCOL bekannt, er hat bei verschiedensten Plattformen Millionen von Followern und er hat sich auf äusserst primitive und feindliche Art und Weise über queere Menschen geäussert. Nun wurde der 23-Jährige vom Obersten Gericht des Landes zu einer Schulung in Bezug auf LGBTI+ Anliegen verurteilt und er musste Inhalte daraus veröffentlichen, in welchen er die Auswirkungen von queerfeindlichem Verhalten seinen Followern erklärt.

Luis Villa hat Konten sowohl bei Twitch, X/Twitter, Instagram, TikTok wie auch bei Youtube und dort folgen ihm bereits Millionen. Im Jahr 2022 veröffentlichte er ein Video, in welchem er sich auf äusserst primitive und LGBTI+ feindliche Art darüber auslässt, was er alles machen würde, sollte sich sein Sohn als queer outen. Die Schimpftirade des 23-Jährigen verbreitete sich rasch viral unter seinen Followern und wurde erst viel später durch die Plattformen aufgrund der Verbreitung von Hass gesperrt.

Für den bekannten LGBTI+ Aktivist und Anwalt, José Francisco Montufar Rodríguez, war klar, dass dieses Video als Aufruf zu Hass gegen queere Menschen angesehen werden muss und daher zeigte er den Influencer an. Das Gericht entschied nun zu seinen Gunsten und folgte seiner Argumentation. Auf die Forderung von Montufar Rodríguez, die Social Media-Konten von Luis Villa ganz zu sperren, traten die Richter aber nicht ein, da dies zu weit gehe und eine Form der Zensur sei. Der LGBTI+ Aktivist zeigte sich aber trotzdem zufrieden mit dem Urteil und sprach von einer historischen Entscheidung.

Die Richter erklärten in ihrer Urteilsbegründung, dass das Video, obwohl es durch die Plattformen entfernt wurde, trotzdem weit verbreitet werden konnte. Es habe schliesslich rund ein Jahr gedauert, bis es von Youtube wegen dem Verstoss gegen deren Richtlinien gelöscht wurde. Die Aussagen von Villa seien zudem nicht nur diskriminierend gewesen, sondern würden auch einen Aufruf zu Hass darstellen.

Seine Worte hätten das Potential, zu Gewalt gegen LGBTI+ anzustacheln und diese zu fördern, so die Richter weiter. Der Influencer habe Gewalttaten gegen das Leben und die Integrität queerer Menschen, einschliesslich der eigenen Familie, in Betracht gezogen, nur weil sich diese als homosexuell oder trans identifizieren. Da es sich zudem um direkte Hassrede handle, sei diese auch nicht durch das Recht auf freie Meinungsäusserung, welche durch die Verfassung geschützt ist, gedeckt, schreibt das Gericht weiter.

Im mehr als fragwürdigen Video, welches nun zur Verurteilung führte, erklärte Villa, dass er seinen Sohn erschiessen würde, sollte er ein Coming Out als schwul haben. Er würde ihm „17 Löcher“ verpassen. Auch wenn sein Kind sich als trans outen würde, geht er wenig zimperlich damit um. Er würde ein langes Werkzeug nehmen, um es sexuell zu missbrauchen, damit „es sehe, dass dies nicht gut sei“. Dabei nutzte er ziemlich explizite Beschreibungen.

Die Versuche von Luis Villa, dieses Video zu erklären oder gar zu rechtfertigen, liess das Gericht nicht gelten: Er versuchte dessen Inhalt herunterzuspielen, indem er erklärte, dass es sich dabei nur um „schwarzen Humor“ gehandelt habe. Während er sich online zudem stets als wichtiger Influencer darstellt, meinte er nun vor Gericht, dass er bloss ein kleiner Kerl sei und man ihm nicht so viel Bedeutung zumessen sollte. Er sei aus dem nichts berühmt geworden, und er sei bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nehme. Bei seinem Stil sei es zudem ganz normal, dass er teils Witze mache, welche sehr schwarz seien.

Das Urteil der Obersten Richter lässt nun aufhorchen: Luis Villa muss eine Schulung besuchen, welche vom Ministerium für Justiz und Polizei angeboten wird, und bei welcher es um LGBTI+ Anliegen und um die Rechte queerer Menschen geht. Weiter muss er Inhalte daraus über seine Social Media-Kanäle veröffentlichen um seinen Millionen von Followern zu erklären, was LGBTI+ Feindlichkeiten und Hassreden gegen queere Menschen für Auswirkungen haben können.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer