LITAUEN: Versucht dieser Parlamentarier etwas zu verstecken?
Es waren nur ein paar Sekunden, doch der Skandal war perfekt: Während einem Zoom-Meeting des Kulturausschuss des litauischen Parlaments trat ein halbnackter Mann bei Petras Grazulis zu Hause ins Bild. Erst behauptete der Politiker darauf, es sei sein Sohn gewesen, um kurz darauf zu erklären, dass es ein Journalist war, welcher ihn schon seit Monaten verfolge. Die „Verwechslung“ erklärte er damit, dass er erst habe genauer hinschauen müssen, und dann erkannt habe, dass es Andrius Tapinas gewesen sei. Doch schnell wurde klar, dass auch diese Version nicht stimmt, denn der Mann hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem besagten Journalist.
Ein solcher Zwischenfall wäre eigentlich schnell vergessen, würde es sich bei Petras Grazulis nicht um einen der extremsten LGBTI+ feindlichen Politiker in Litauen handeln. So hat er Homosexualität immer wieder mit Pädophilie verglichen, und auch einen Vorstoss im Stil des russischen Anti-Gay-Propagandagesetzes lanciert, durch welches das „Bewerben“ von Homosexualität gegenüber Minderjährigen strafbar würde. Darunter fällt etwa schon das sachliche Thematisieren im Schulunterricht. Während einem internationalen LGBTI+ Event kam er zudm als ungeladener Gast vorbei und forderte, dass alle queeren Personen das Land verlassen sollen.
Wer nun aber denkt, Grazulis zeige sich nach dem Zoom-Zwischenfall geläutert, der täuscht sich. Angeblich als Kritik an den Corona-Massnahmen in Litauen, hat der Parlamentsabgeordnete nun ein Musikvideo veröffentlicht, welches ihn mit einer Gruppe Männern beim Trainieren zeigt. Dabei singt er ein litauisches Lied, welches für seinen LGBTI+ feindlichen Text bekannt ist. So heisst es etwa „Kas nešokinės tas pyderas“, was soviel heisst wie, wer nicht tanzt ist eine Schwuchtel. Darauf angesprochen, erklärt er, die Gruppe habe den Song ausgesucht, doch er habe nichts dagegen gehabt. Es sei seine Art der Kritik, dass Fitnesscenter und Sport noch immer durch die Coronamassnahmen eingeschränkt sind.
Ob das Video Konsequenzen haben wird, ist ungewiss, denn die Behörden untersuchen gerade, ob er damit die Coronamassnahmen verletzt hat, und auch die Ethikkommission hat sich aufgrund des Textes eingeschalten und hat eine Untersuchung angeordnet.