MALAYSIA: „Kill Switch“ für alle Konzerte wegen The 1975-Skandal?

MALAYSIA: „Kill Switch“ für alle Konzerte wegen The 1975-Skandal?
Der Kuss zwischen The 1975-Frontmann Matt Healy und seinem Bassisten während ihrem Konzert in Kuala Lumpur hat offenbar auch für andere Konzert- und Festivalveranstaltende weitreichende Konsequenzen: Wie es aus dem Ministerium für Kommunikation und Digitales heisst, sollen unter anderem neu alle Konzertbühnen mit einem „Kill Switch“ ausgestattet werden.

Als The 1975-Frontmann seinen Bassisten auf der Bühne des Good Vibes Festivals in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur auf den Mund küsste, war die Empörung im Land gross. Nicht zuletzt auch deshalb, da Matt Healy auch noch zu einer wahren Brandrede gegen die Anti-LGBTI+ Gesetze in Malaysia ansetzte. Als Konsequenz wurde kurzerhand das gesamte Musikfestival abgesagt. Nun hat diese Aktion aber offenbar noch weitere Konsequenzen für die gesamte Konzert- und Veranstaltungsbranche im Land.

Wie Teo Nie Ching, die Vize-Ministerin für Kommunikation und Digitales, erklärt, habe man alle Konzertveranstaltenden informiert, dass sie neuerdings einen „Kill Switch“ einrichten müssen. Damit ist ein Schalter gemeint, mit welchem sofort der Strom auf der Bühne abgedreht werden kann. Mit diesen Massnahmen soll verhindert werden, dass es erneut zu einem Vorfall wie jenem im Juli mit The 1975 kommen kann. Mit strikteren Regeln sollen ausländische Künstler:innen dazu gebracht werden, dass sie die lokale Kultur besser respektieren, so die Ministerin.

Doch dem noch nicht genug: Die Vergangenheit der Bands und Künstler:innen sollen auch vertieft überprüft werden, bevor sie in Malaysia auftreten dürfen. Weiter sollen jeweils auch Mitarbeitende der Behörden und der Polizei vor Ort sein, welche sofort eingreifen könnten, wenn gegen geltende Gesetze verstossen wird. Wie Teo Nie Ching betonte, seien diese neuen Richtlinien eine direkte Konsequenz des Fehlverhaltens der Band The 1975 um Frontmann Matt Healy.

Die Aktion der Band wurde nicht nur von den Behörden aufs Schärfste verurteilt, sondern auch von der lokalen LGBTI+ Community kritisch beurteilt. Sie befürchten, dass die Polizei nun noch härter gegen queere Menschen vorgeht. Die Band habe sich zudem als „weisse Retter“ aufspielen wollen, ohne dass sie sich der Konsequenzen für die lokale Community bewusst seien. Healy selber wollte die Kritik nicht gelten lassen und erklärte, dass die Veranstaltenden gewusst hätten, auf was sie sich einlassen, wenn sie The 1975 buchen.

Für die Band könnte die Aktion zudem noch sehr teuer werden: Durch die Absage des gesamten Festivals fordern die Veranstaltenden nun Schadenersatz in Millionenhöhe. Dies, weil nicht nur das Festival selber massive Verluste erlitt, sondern auch Unternehmen in deren Umfeld, etwa die Betreiber von Ess- und Merchandiseständen oder von Bars. Dies insbesondere auch, da The 1975 gleich am Anfang des mehrtägigen Festivals aufgetreten sind und danach alle weiteren Festivaltage ersatzlos gestrichen wurden.

Homosexualität ist in Malaysia verboten und kann zu langen Haftstrafen führen. In der jüngeren Vergangenheit ist es immer wieder zu Razzien bei Partys oder in Bars gekommen. Für Schlagzeilen sorgte zudem auch die Durchsuchung von Swatch Stores im ganzen Land um Pride Watches mit Regenbogenmotiven zu beschlagnahmen. Aufhorchen liess einzig die Aussage des Premierministers, welcher in einem Interview erklärte, dass er die Belästigung und Schikane der LGBTI+ Community nicht gutheisse.