NIGERIA: Verfahren gegen 47 angeblich schwule Männer eingestellt

NIGERIA: Verfahren gegen 47 angeblich schwule Männer eingestellt
Während einer Razzia in einem Hotel in Lagos wurden 47 Männer verhaftet, weil sie angeblich eine Gay Party gefeiert haben sollen. Damit drohten ihnen lange Haftstrafen. Das ganze Verfahren wurde zu einer Farce und nun eingestellt. Das Leben der Beschuldigten ist trotzdem zerstört, da sie zuvor von der Polizei öffentlich den Medien präsentiert wurden...

Es war im Jahr 2018 als die Polizei eine Razzia in einem Hotel in Lagos durchführte und dabei 47 Männer verhaftete. Sie behaupteten, dass die Männer eine Gay Party feierten, doch die Verhafteten wehrten sich und bestanden darauf, dass es nur eine Geburtstagsparty war. Das Medieninteresse war damals enorm und so präsentierte die Polizei die Männer während einer Pressekonferenz, obwohl sie auf unschuldig plädierten. Die Konferenz wurde damals sogar im Fernsehen gezeigt.

Seither sind zwei Jahre vergangen, doch das Leben der Verhafteten ist zerstört. Durch die Medien wurden sie öffentlich geoutet und leben nun mit der damit verbundenen Stigmatisierung und mit LGBTI+ Feindlichkeiten. Vor dem Bundesgerichtshof in Lagos wurde nun ein neuer Anlauf genommen, um den Prozess gegen die Männer voranzubringen - doch der Prozess wurde zur Farce. Nachdem die Staatsanwaltschaft keine Zeugen vorweisen konnte, wurde der Prozess bereits mehrfach vertagt. Nun hatte aber Richter Rilwan Aikawa genug, und nachdem beim neuen Gerichtstermin weder Zeugen und sogar nicht mal die Staatsanwaltschaft auftauchte, stellte er das Verfahren gegen die Männer ein.

Der Prozess wurde von den Medien als Prüfstand für den Same-Sex Marriage Prohibition Act (SSMPA) gesehen, welcher 2014 eingeführt wurde und gleichgeschlechtliche Beziehungen mit bis zu 14 Jahren Haft bestrafen kann. Und selbst Personen, welche in Gay Clubs oder für LGBTI+ Organisationen arbeiten, oder welche öffentlich direkt oder indirekt gleichgeschlechtliche Avancen zeigen, drohen bis zu zu 10 Jahre Haft. Zahlreiche LGBTI+ und Menschenrechtsorganisationen fordern nun, dass dieses Gesetz wieder abgeschafft werden soll, da es absolut überflüssig sei.

Bislang wurde noch niemand nach diesem Gesetz verurteilt. Doch auch der Freispruch der 47 Männer wird den Betroffenen wenig helfen. So erklärte eines der Opfer, dass auch die Einstellung des Verfahrens nicht helfen werde, ihn wieder mit seiner Familie zusammenzuführen, welche ihn seit der Verhaftung verstossen hat.