POLEN: Widerstand gegen LGBTI+ Feindlichkeiten nimmt zu
Polen wird derzeit von einer Welle von LGBTI+ Feindlichkeiten überzogen, welche bis hinauf in die höchsten Ämter der Politik reichen und von der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit wegen den bevorstehenden Parlamentswahlen zusätzlich befeuert wird. Doch nun organisiert sich auch der Widerstand dagegen und immer mehr Polen*innen, aber auch Firmen wollen dies nicht mehr einfach so hinnehmen.
In den Sozialen Medien teilen derzeit Zehntausende von Usern den Hashtag #JestemLGBT - zu deutsch: Ich bin LGBT. Sie verknüpfen den Hashtag zudem mit politischen Forderungen nach mehr Rechten für die LGBTI+ Community. So schreibt bespielsweise eine Userin, dass man sie aus dem Fernsehen als Berichterstatterin aus dem Parlament kenne, und dass sie nun endlich eine Ehefrau werden wolle. Ein anderer User schreibt, dass er ein gewöhnlicher Ingenieur in einem Labor sei, der eben auch noch LGBT ist.
Neben dieser Kampagne haben sich queere Celebrities mit ihren Unterstützern zusammen getan und Taylor Swifts Song You Need To Calm Down, welcher sich explizit gegen LGBTI+ Feindlichkeiten richtet, in einer Lip Sync-Version neu aufgenommen und verbreitet. Dies, um nicht zuletzt nach den gewaltsamen Angriffen gegen die erste Pride in Bialystok, ebenfalls auf die sich stark ausweitende Homo- und Transphobie aufmerksam zu machen.
Doch auch grosse Firmen wollen nicht mehr länger schweigen und tatenlos zusehen: Die britische Organisation Stop Funding Hate erhöhte mit einer Kampagne den Druck auf die Zeitung Gazeta Polska, welche die LGBT Free Zone-Aufkleber verteilt hat, und bereits schliessen sich einige Firmen an und lösen die Werbeverträge auf. So haben unter anderem das Software-Unternehmen Squarespace und die Versicherungsgesellschaft Ergo via Twitter erklärt, dass sie keine Anzeigen mehr in der konservativen Zeitung schalten werden. Und auch der Unterwäsche-Hersteller Bravissimo liess verlauten, dass er seine Kampagnen so schnell wie möglich stoppen werde.
Auch der Vize-Bürgermeister der polnischen Hauptstadt Warschau, Pawel Rabiej, meldete sich über Twitter zu Wort und verurteilte die Aktion der Gazeta Polska. Der offen schwule Politiker erklärte, dass er eine Klage gegen die Zeitung vorbereite. Ob es etwas bringen wird, muss sich zeigen: Ein anderes Gericht hat die Verteilung der Aufkleber bereits verboten, doch die Zeitung zeigte sich unbeeindruckt und machte munter weiter...