RUSSLAND: Anbieter von LGBTI+ Reisen schuldig gesprochen - trotz Selbstmord
Schon bei seiner Verhaftung im November 2024 wurde Andrei Kotov von der Moskauer Polizei geschlagen und mit Elektroschockern misshandelt. Und in Haft wurden ihm seine wichtigen Medikamente verweigert, sowie warme Kleidung. Im Dezember 2025 nahm er sich schliesslich das Leben. Doch selbst dies veranlasste die Justiz noch nicht dazu, das Verfahren gegen ihn einzustellen, und so wurde Kotov nun quasi posthum für schuldig befunden.
Als Andrei Kotov verhaftet wurde, warf man ihm vor, dass er mit Men Travel eine Reiseagentur geführt hat, welche explizit Gruppenreisen für queere Menschen organisiert. So soll eine Reise über den Jahreswechsel nach Ägypten geplant gewesen sein und eine Flussschifffahrt auf der Wolga wurde bereits durchgeführt. Viel später wurde noch eine Anklage wegen Pornografie erhoben. So sollen Minderjährige dazu benutzt worden sein um diese zu verbreiten.
Andrei Kotov hat sämtliche Anschuldigungen zurückgewiesen und erklärte, dass es sich bei den Reisen um ganz normale Touren für alle gehandelt habe. Weiter erklärte auch sein Anwalt, dass die Staatsanwaltschaft zwar viele Zeugen aufgeboten habe, aber auch diese keine eindeutigen Beweise liefern konnten, nicht einmal jener, welcher angeblich auf einer Reise undercover mit dabei gewesen sein will. Sie hätten sich immer wieder in Widersprüche verstrickt oder seien gar nicht erst vor Gericht erschienen.
Seit Juni wurde der Fall trotz des Todes von Kotov vor dem Bezirksgericht verhandelt, und nun wurde das Urteil bekanntgegeben um den Fall endgültig abzuschliessen. Kotov wurde in allen Punkten für schuldig befunden, darunter die Beteiligung an einer "extremistischen Organisation", sowie auch in Bezug auf die Verbreitung von Pornografie.
Das Oberste Gericht Russlands hat Ende 2023 die "LGBT Bewegung" als extremistische Organisation eingestuft, obwohl es diese als tatsächliche Organisation gar nicht gibt. Aus diesem Grund ist damit sämtliche LGBTI+ Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit strafbar - von Medien über Veranstaltungen bis hin zu den Sozialen Medien.
Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:
Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch
Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer