RUSSLAND: Buchverlage suchen neue Wege um queere Bücher zu verkaufen
Russlands Wirtschaft befindet sich in einem massiven Umbruch, insbesondere aufgrund der Sanktionen im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg in der Ukraine. Doch auch das im vergangenen Jahr durch Vladimir Putin eingeführte, verschärfte Anti-LGBTI+ Propagandagesetz setzt einigen Unternehmen, insbesondere im Bereich der Medien, der Literatur und der Kultur stark zu.
Verlage, welche bislang auf Diversität und Inklusion setzten, sahen sich plötzlich mit einem Verbot ihrer Bücher konfrontiert. Um keine Bussen zu riskieren und um das verschärfte Anti-LGBTI+ Propagandagesetz umzusetzen, begannen Buchhandlungen, ebenso wie Bibliotheken, queere Bücher aus den Regalen zu entfernen. Der Absatz der Verlage brach regelrecht ein. Um dem entgegenzuwirken begannen sie nun nach neuen Abnehmern innerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten zu suchen. Dies ist ein Zusammenschluss verschiedener Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
Damit wollen die Verlage einerseits neue Absatzmärkte finden, da in diesen Staaten oftmals ebenfalls Bücher in russisch gelesen werden, und zudem versuchen sie so auch die geltenden Gesetze in Russland zu umgehen. Der Verkauf von Büchern mit LGBTI+ Inhalten ist zwar verboten, aber nicht der Kauf.
Ein solcher Verlag ist der Popcorn Verlag, welcher sich nach eigenen Angaben auf die Veröffentlichung „unbequemer“ Bücher spezialisiert hat. Bücher des Verlags stehen nun statt in russischen bereits in den Regalen in Weissrussland und Kasachstan. Wie der Verlag verlauten lässt, seien queere Bücher dort kein Problem und niemand kümmere sich um ein Anti-LGBTI+ Propagandagesetz.
In Kasachstan sucht derweil ein neugegründeter Verlag nach russischsprachigen Autoren, welche über LGBTI+ Themen schreiben möchten. Dazu wurde der Name Panther Books registriert. Wie das Unternehmen verlauten lässt, plane man derzeit aber keine Bücher in Russland zu verkaufen.
Während das früherer Anti-LGBTI+ Propagandagesetz nur LGBTI+ Inhalte gegenüber Minderjährigen verboten hat, so gilt es nun für sämtliche Altersklassen. Wer dagegen verstösst, dem drohen hohe Geldstrafen oder gar bis zu 15 Tage Haft. Durch dieses Gesetz wurde die queere Sichtbarkeit in allen Lebensbereichen ausgelöscht, von den Schulen über die Medien und das Internet bis hin zur Kultur.