RUSSLAND: Parlamentssitz für homophobsten Politiker
Bislang war er ja nur ein relativ kleiner Fisch in der russischen Politik, doch seit dem Wochenende konnte der bisherige St. Petersburger Stadtrat Vitaly Milonov erstmals einen Sitz in der Duma erobern, dem russischen Parlament. Er gehört Vladimir Putins Partei „Einiges Russland“ an, und gilt als einer der homophobsten Politiker des Landes. In seiner Funktion als Stadtrat von St. Petersburg führte er das so genannte Anti-Gay-Propagandagesetz ein, welches später als Vorbild für die nationale Fassung des selben Gesetzes galt. Der ehemalige Baptist ist ein absoluter Hardliner und rechtfertigt alles mit seinem russisch-orthodoxen Glauben, zu welchem er Ende der Neunzigerjahre gefunden hat.
Homosexuelle seien krank und pervers, schimpft er immer wieder auf sämtlichen ihm zur Verfügung stehenden Kanälen, und so bekämpft er auch mit teils gewalttätigen und illegalen Mitteln Schwulenclubs und LGBT-Organisationen. Und wenn mal Madonna, Lady Gaga oder Elton John in Russland sind, deckt er sie mit Klagen ein, sollten sie sich während ihren Konzerten mit der LGBT-Community solidarisieren. Damit ist er nicht zuletzt mitverantwortlich für das vergiftete und latent homophobe Klima im derzeitigen Russland. Dass Milonovs Handeln selbst die Unterstützung von höchsten, politischen Ämtern geniesst, zeigt schon alleine, dass er im vergangenen Herbst von Vladimir Putin persönlich mit dem "Verdienstorden für das Vaterland" ausgezeichnet wurde.
Mit dem jetzigen Wahlerfolg hat Vitaly Milonov nun die Möglichkeit, direkt Anträge für noch schärfere Gesetze gegen die LGBT-Community in der Duma einzubringen – und dabei zeigt sich der Politiker jeweils äusserst kreativ. Der bekannte Schwulenaktivist Nikolai Aleksejew glaubt jedoch nicht daran, dass Milonow damit derzeit erfolgreich sein wird, denn in Russland werden im Jahr 2018 die nächsten Fussball-Weltmeisterschaft stattfinden. Ein Skandal und sich der internationalen Kritik aussetzen wie damals in Sotchi, möchte sich Russland wohl so kurz vor der WM nicht mehr.