RUSSLAND: Razzia und Verhaftung bei Russlands grösstem Buchverlag
Seit Russlands Oberstes Gericht die „internationale LGBTI+ Bewegung“ als extremistisch eingestuft hat, nutzt das Land die Gelegenheiten um noch strenger gegen queere Menschen, sowie gegen LGBTI+ Sichtbarkeit vorzugehen und die Grundrechte seiner Bevölkerung weiter einzuschränken. Da es eine solche „Bewegung“ eigentlich gar nicht als Organisation oder Gruppierung gibt, haben die russischen Behörden ziemlich viel Freiraum bei der Interpretation des Gerichtsurteils - und sie nützen diesen bis aufs äusserste aus.
Jüngstes Opfer ist Russlands grösster Buchverlag Eksmo Publishing House. Wie Moscow Times meldet, hätten die Behörden die Räumlichkeiten des Verlags nach Beweisen für Verstösse gegen das Anti-LGBTI+ Propagandagesetz durchsucht. Dabei sind laut der Nachrichtenagentur Tass auch elf Menschen verhaftet worden. Drei erhielten nun eine Anklage wegen der Verbreitung von LGBTI+ Propaganda und wegen extremistischen Tätigkeiten. Sie sollen Literatur mit LGBTI+ Inhalten veröffentlicht haben, so der Vorwurf.
Bei den verhafteten Personen soll es sich um Mitarbeitende der Buchhaltung, des Versands, aber auch in Managementpositionen handeln. Laut der BBC sollen zwei Personen aber zum Zeitpunkt der Verhaftung gar nicht mehr bei Eksmo beschäftigt gewesen sein.
Nach der Razzia soll der Verlag seinen Geschäftspartnern eine Liste von rund 50 Büchern geschickt haben, welche durch die Behörden als LGBTI+ Propaganda bezeichnet und damit verboten wurden. Diese Bücher dürfen nicht mehr in Umlauf gebracht oder verkauft werden.
Eksmo Publishing House ist nicht der erste Verlag, der ins Visier der Behörden gerät. Als erster Verlag wurden Ermittlungen gegen Popcorn Books eingeleitet. Auch hier wurde mit dem Anti-LGBTI+ Propagandagesetz argumentiert. Eksmo Publishing House hat in der Zwischenzeit Anteile von Popcorn Books aufgekauft.