SCHWEIZ: Fast täglich wurde ein queerfeindliches Hassverbrechen gemeldet
Seit dem Jahr 2016 besteht die Möglichkeit, queerfeindliche Hassverbrechen, Gewalt und Diskriminierungen bei der LGBTIQ Helpline zu melden. Dabei zeigte sich, dass sich die Zahl der Meldungen seit dem Jahr 2020 beinahe verfünffacht haben. Im Jahr 2023 wurden dabei 305 Taten gemeldet, und 2024 waren es, wenn auch geringfügig, mit 309 Taten erneut mehr. Damit gibt es im Schnitt rund sechs Hassverbrechen pro Woche.
Am häufigsten betroffen, und erneut einen Anstieg verzeichneten dabei trans Personen, binär und nonbinär, welche rund die Hälfte aller Meldungen ausmachen. Während im Jahr 2023 zudem 28 Prozent der Meldungen nicht-binäre Personen betrafen, so waren es im vergangenen Jahr bereits rund 40 Prozent. Auch zeigte sich erneut, dass besonders junge Menschen von Hate Crimes betroffen sind, den mit 58 Prozent sind weit mehr als die Hälfte der Opfer unter 30 Jahre alt. Mit 23 Prozent rund ein Viertel ist zwischen 31- und 40-jährig, während über 50-jährige kaum betroffen sind.
Von den 309 gemeldeten Fällen ging es bei fast Zweidritteln um verbale Belästigungen und Beleidigungen. 37 Menschen und damit rund 12 Prozent, berichteten von körperlicher, und 21 Personen, rund 7 Prozent, von sexuellen Übergriffen oder Belästigungen. 19 Prozent der Fälle fanden zudem im Bereich der Arbeit, bei Behörden, im Gesundheitswesen oder bei anderen Institutionen statt, wie die LGBTIQ Helpline weiter mitteilt.
Die Mehrheit der Taten, mit rund 43 Prozent, fand zudem im öffentlichen Raum statt. Zusätzlich geschahen 19 Prozent auf der Strasse, gleichviele wie auch im im öffentlichen Verkehr, am Bahnhof oder im Park und auf einem öffentlichen Platz. Stark angestiegen ist zudem Hass im Online-Bereich, der in diesem Jahr mit 20 Prozent bereits rund ein Fünftel ausmacht. Mit 64 Prozent erklärten zudem fast zwei Driffel der Personen, dass die Tat psychische Folgen für sie hatte. Dabei suchten rund 59 Prozent Unterstützung bei Freund:innen, je 21 Prozent bei der LGBTIQ Helpline ebenso wie bei Therapeut:innen und Psychiater:innen, und rund 17 Prozent suchten Hilfe bei LGBTI+ Organisationen.
Die gemeldeten Fälle dürften leider wieder nur die Spitze des Eisbergs sein, denn noch immer werden die allermeisten Fälle weder der LGBTIQ Helpline noch der Polizei gemeldet und erscheinen somit auch nicht in den Statistiken. So zeigte sich auch in den Vorjahren bereits, dass von den bei der Helpline gemeldeten Fällen nur gerade 15 Prozent auch bei der Polizei angezeigt werden. So gaben viele an, dass sie unsicher waren, ob und wie der Vorfall verfolgt wird, oder weil sie negative Reaktionen von der Polizei befürchteten. Jene, welche die Tat gemeldet haben, erlebten in 29 Prozent eine sachliche Reaktion, zu 18 Prozent Unterstützung, und zu 11 Prozent Ablehnung oder eine herablassende Reaktion.
Queere Organisation rufen dazu auf, alle Hassverbrechen basierend auf der sexuellen Orientierung, der Geschlechtsidentität und/ oder des Geschlechtsausdrucks zu melden. Nur wenn die Statistiken ein möglichst genaues Abbild der Community zeigen, können auch entsprechende Massnahmen ergriffen und finanzielle Mittel auf politischem Weg beantragt werden.
Den ausführlichen Bericht zu Hate Crimes gegen queere Menschen findest Du hier.
Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:
Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch
Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer