SCHWEIZ: Hassverbrechen nahmen 2022 erneut um 50 Prozent zu

SCHWEIZ: Hassverbrechen nahmen 2022 erneut um 50 Prozent zu
Seit 2016 erfasst die LGBTIQ-Helpline Hassverbrechen basierend auf der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität. Auch im vergangenen Jahr ist die Zahl erneut drastisch - um 50 Prozent - angestiegen. Hinzukommt, dass die Dunkelziffer enorm hoch ist. Welche Kantone am meisten Fälle zu verzeichnen haben und wer am stärksten betroffen ist, erfährst Du hier…

Der Hate Crime Bericht 2023, welcher zum IDAHOBIT, dem Internationalen Tag gegen LGBTI+ Feindlichkeiten, veröffentlicht wurde, belegt einmal mehr eine drastische Zunahme an Hassverbrechen, welche der LGBTIQ-Helpline gemeldet wurden. Während im Jahr 2020 noch 61 Fälle erfasst wurden, so waren es 2021 rund um den Abstimmungskampf zur Ehe für alle bereits 92 und nun im vergangenen Jahr schon 134 Fälle, was einer erneuten Zunahme von beinahe fünzig Prozent innerhalb eines Jahres entspricht. Dabei muss aber auch stets unterstrichen werden, dass die eigentlichen Zahlen deutlich höher liegen, da die Dunkelziffer gerade bei Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität sehr hoch ist.

Dabei zeigte sich in der Auswertung, dass der Kanton Zürich mit 44 Fällen am meisten Taten zu verzeichnen hatte. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass die LGBTI+ Community vor allem in der grössten Schweizer Stadt auch am sichtbarsten ist. Im Kanton Bern wurden 18 Fälle gemeldet, in Kanton St. Gallen 13 und im Aargau 11 Fälle. Dabei wurden mit 34 Prozent die meisten Taten im öffentlichen Raum und auf der Strasse verübt, gefolgt vom Öffentlichen Verkehr und an den Haltestellen mit 20 Prozent.

Bei der Form der Taten handelte es bei einer überwiegenden Mehrheit von 80 Prozent um Beschimpfungen oder Beleidigungen. Bei 20 Prozent, was 25 Fällen entspricht, gab es körperliche Gewalt und dabei erlitten zehn Personen Verletzungen. Nur gerade elf Prozent dieser aus LGBTI+ Feindlichkeit motivierten Taten wurden schliesslich bei der Polizei auch zur Anzeige gebracht. Dabei fühlten sich zwei Drittel von jenen, welche sich meldeten, bei der Polizei gut aufgehoben. Rund ein Drittel traf laut dem Bericht aber auch auf Spott und herablassende Kommentare.

Es zeigte sich, dass junge Menschen besonders von solchen Hassverbrechen betroffen sind. So waren zwei Drittel von jenen, welche ihre Taten bei der Helpline meldeten, unter 30 Jahre alt. Dabei erklärten rund zwei Drittel der Opfer, dass sie nach den Vorfällen unter den psychischen Folgen leiden. Viele versuchen daher nach solchen Taten ihre queere Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit zu verringern.

Übermässig oft Opfer von solchen Hassverbrechen wurden insbesondere trans, sowie nicht binäre Menschen. So machen trans Menschen rund ein Drittel der Opfer aus, und bei den nicht binären Menschen hat sich der Anteil der Meldungen von 14 auf 24 Prozent ebenfalls stark erhöht. Die meisten Meldungen kamen nach wie vor von schwulen Personen mit 42 Prozent. Bei lesbischen und bisexuellen Personen liegt der Anteil mit 18 respektive 17 Prozent ähnlich hoch.

Der Bericht wurde von der LGBTIQ-Helpline in Zusammenarbeit mit den Dachorganisationen Pink Cross, LOS und TGNS erstellt. Den gesamten Bericht kannst Du hier nachlesen.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer