SCHWEIZ: Nationalrat behandelt Verbot von Conversion Therapien nicht

SCHWEIZ: Nationalrat behandelt Verbot von Conversion Therapien nicht
Die Enttäuschung in der LGBTI+ Community mit den Dachorganisationen LOS und Pink Cross ist enorm: Der Nationalrat hat eine Frist von zwei (!) Jahren verstreichen lassen, und somit eine Motion, welche ein Verbot der queerfeindlichen Conversion Therapien gefordert hat, abgeschrieben.

Während es in den Kantonen bereits erste Erfolge in Bezug auf ein Verbot der LGBTI+ feindlichen Conversion Therapien gibt, so will sich der Nationalrat offenbar nicht mit diesem wichtigen Anliegen befassen. Er liess eine Frist von zwei Jahren verstreichen, um eine Motion, welche ein entsprechendes Verbot bei Minderjährigen fordert, zu behandeln, was zur Folge hat, dass die Motion nun abgeschrieben wurde. Die Motion wurde ursprünglich von Nationalrätin Rosmarie Quadranti unter dem Titel „Verbot der Heilung homosexueller Jugendlicher“ eingereicht, und danach von Nationalrat Martin Landolt übernommen.

In der Schweiz leiden geschätzte 14‘000 Personen unter den Folgen dieser Praktiken, welche zum Ziel haben, die sexuelle Orientierung, respektive die Geschlechtsidentität einer Person zu verändern. Rund die Hälfte der Betroffenen sind minderjährige, welche mit einem Gesetz vor diesen Methoden hätten geschützt werden sollen. Diese Praktiken führen in den meisten Fällen zu Depressionen und anderen psychischen Leiden, bis hin zu Selbstmordversuchen.

So erklärt Roman Heggli von Pink Cross in einer Pressemitteilung, dass zu den psychischen und physischen Schäden, die die "Konversionstherapien" bei den Betroffenen verursache, auch ein erheblicher Verlust des Selbstwertgefühls, Angst, Depression, soziale Isolation, Beziehungsprobleme, Selbsthass, Scham, Schuldgefühle, sexuelle Funktionsstörungen, Selbstmordgedanken und -versuche sowie Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung gehören würden. Dass der Nationalrat hier nicht endlich handelt, sei völlig unverständlich.

Im Kanton Genf wurde ein solches Verbot bereits verabschiedet und im Kanton Basel-Stadt ein entsprechender Vorstoss lanciert. Deutschland, Malta und Österreich haben ein solches Verbot zudem bereits auf Landesebene umgesetzt, wie global unter anderem auch Taiwan und Ecuador, sowie zahlreiche US-Bundesstaaten und -Gemeinden. In weiteren Staaten, darunter Frankreich, Grossbritannien und Spanien, sind solche Verbote bereits weit fortgeschritten. Auch das Europäische Parlament hat seine Mitgliedsstaaten 2018 aufgefordert, ein solches Verbot umzusetzen.

LOS und Pink Cross werden nun die neue Situation analysieren und fordern gleichzeitig vom Bundesrat, dass er mit den aktuellen, gesetzlichen Rahmenbedingungen konsequent gegen all jene vorgeht, welche diese Therapieformen noch immer anbieten. Dazu sollen auch entsprechende Sanktionen wie etwa ein Berufsverbot für Therapeut:innen, Seelsorger:innen, Psycholog:innen und andere Personen gehören, welche solche Conversion Therapien durchführen.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Telefonnummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch oder via hello@lgbt-helpline.ch.