SINGAPUR: Der schwierige Spagat zwischen Gesellschaft und Wirtschaft
Geht es nach der Bevölkerung von Singapur, dann sollen gleichgeschlechtliche Aktivitäten weiter strafbar bleiben. Entsprechend verhält sich auch Premierminister Lee Hsien Loong, welcher sich stets sehr bedacht und zurückhaltend zu diesem Thema äussert. So spricht er sich nicht öffentlich für die Abschaffung dieses kolonialen Überbleibsel aus, erklärt aber ziemlich offiziell, dass die sogenannte Section 377a, welche LGBTI+ kriminalisiert, nicht mehr angewandt wird - zumindest nicht als einzelnes Vergehen.
Während dem Singapore Tech Forum hat Lee nun das Tech.pass Programm angepriesen, mit welchem 500 höchst qualifizierte Personen aus der Tech-Branche in den Genuss eines Visum kommen sollen, mit welchem sie Firmen gründen und beraten, oder auch Investoren, Berater oder Mentoren von Start-up Unternehmen werden können. Damit will sich das Land noch mehr als wichtiger Tech-Standort für die ganze Region positionieren. Schon jetzt sehen grosse Konzerne wie Facebook, Google, Microsoft und andere mehr, Singapur als Sprungbrett für Südostasien.
Während der anschliessenden Fragerunde wurde Lee auch nach der LGBTI+ Community befragt, dies insbesondere, da die grossen Tech Konzerne sich immer wieder für deren Anliegen stark machen und in Singapur diesbezüglich auf Granit bissen, respektive sogar ausgebremst wurden. So dürfen sie etwa das Pink Dot Festival, quasi die Pride im Stadtstaat, nicht mehr finanziell unterstützen, da dies eine Einmischung in innere Angelegenheiten sei. Auch dürfen Ausländer ohne Pass von Singapur ebenfalls nicht mehr daran teilnehmen. Die Regierung verfügte über diese Verbote nachdem konservative und religiöse Gruppierungen mächtig Druck auf die Politik machten. Gerade für die grossen Tech Konzerne sind aber LGBTI+ Rechte und Diversity in Bezug auf ihre Mitarbeitenden wichtig.
Dieser Spagat zwischen konservativer Bevölkerung und liberaler, offener Wirtschaft wird für Singapur immer schwieriger zu meistern. Und dementsprechend antwortet auch Lee auf die Frage eines Journalisten: Auch Schwule und Lesben seien wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft, erklärte der Premier, und sie seien in Singapur willkommen. Die Ansichten ihnen gegenüber würden sich verändern, doch man müsse dem Zeit geben. Es sei nicht sinnvoll, dies aufzuzwingen, denn dies führe zu Gegenreaktionen und ende in der Polarisierung, und damit sei die Situation schlussendlich schlechter als sie vorher gewesen sei, so Lee.