SINGAPUR: Schwuler Kuss aus Les Misérables verbannt
Es ist eigentlich nur ein kurzer Kuss unter Männern, doch schon dies hat gereicht um die Zensoren der Medienbehörde auf den Plan zu rufen. Die Media Development Authority hat es nun den Produzenten des international gefeierten Musicals Les Misérables verboten, diesen Kuss auf der Bühne zu zeigen. Als Grund geben die Behörden an, dass das Musical eine Zulassung ohne Altersangabe erhalten habe, und daher dürfe ein schwuler Kuss auch nicht gezeigt werden. Beschwerden von Musical-Besuchern haben die Behörden darauf aufmerksam gemacht. Wie es in den Erläuterungen weiter heisst, sei dieser Kuss in den Unterlagen, welche zur Genehmigung durch die Behörden eingereicht werden müssen, nicht als gleichgeschlechtlicher Kuss deklariert gewesen. Sollten die Produzenten an dieser Kussszene festhalten, dann drohe eine Geldbusse von bis zu 8600 Schweizer Franken.
Die Veranstalter haben mittlerweile eingelenkt und erklärt, dass sie den Kuss nicht mehr zeigen werden. In der kritisierten Szene gibt Thénardier, der Bösewicht des Stücks, an einer Hochzeit einem anderen Mann einen kurzen Kuss auf die Lippen, um sich damit über andere Gäste lustig zu machen. Das Ganze findet während dem Song „Beggars At The Feast“ statt.
Dass sich die Macher dem Diktat der Behörden unterworfen haben, wurde jedoch nicht überall goutiert. Gerade in der lokalen Kulturszene wurde dies massiv kritisiert. Singapur präsentiert sich weltweit als moderner, offener Staat, doch der gleichgeschlechtliche Sex ist nach wie vor verboten und kann mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden, obwohl das Gesetz jedoch kaum noch angewandt wird. Ein schwules Paar, welches die Aufhebung vor dem Obersten Gericht des Landes forderte, ist aber gescheitert.
Les Misérables läuft in Singapur noch bis Ende Juli.