SPORT: Keine Liebe in Katar - FIFA verbietet OneLove

SPORT: Keine Liebe in Katar - FIFA verbietet OneLove
Am Sonntag startete in Katar die wohl meist kritisierte Fussball-Weltmeisterschaft aller Zeiten: FIFA-Präsident Gianni Infantino sorgte zuvor mit einer merkwürdigen Rede für Kopfschütteln und sogar bis am Montag war nicht klar, ob die OneLove-Kampagne, welcher sich auch die Schweizer Nati angeschlossen hat, überhaupt offiziell von der FIFA erlaubt sein wird. Erst jetzt hat die FIFA ein Machtwort gesprochen.

Das Alkohol-Verbot im Stadionbereich wurde erst wenige Tage vor Anpfiff der WM in Katar bekanntgegeben, verlangt durch die Herrscherfamilie im Land, und noch mehr Zeit lässt sich die FIFA um die Frage zu beantworten, ob die OneLove-Kampagne offiziell erlaubt ist oder etwa doch nicht. Zahlreiche Fussballverbände haben sich dieser Kampagne angeschlossen, darunter auch die Schweiz, Dänemark, Deutschland und Grossbritannien, und sie haben vor, ihre jeweiligen Mannschafts-Captains mit einer OneLove-Kapitänsbinde spielen zu lassen - bis jetzt.

Erst am Montag, als das erste Spiel der WM längst stattgefunden hat, gab die FIFA bekannt, dass sie die OneLove-Kampagne nicht tolerieren werde, und dass es saftige Strafen nach sich ziehen werde, wenn dagegen verstossen wird. Quasi in letzter Minute stellte der Welt-Fussballverband zudem am Wochenende eigene Kapitänsbinden vor, welche sie in Zusammenarbeit mit drei UN-Organisationen ausgearbeitet haben. So heisst das Thema zum Viertelfinale etwa #NoDiscrimination, und andere Themen sind #SaveThePlanet #ProtectChildren #EducationForAll und #BeActive.

Laut der FIFA sollen die Captains an jedem Tag eine andere Binde tragen, und die Themen sollen sowohl auf Fahnen, wie auch auf den grossen Screens in den Stadien zu sehen sein. Auf die OneLove-Kampagne angesprochen, meinte Infantino schlicht, dass die Regeln klar seien, und das sie eigene Binden entworfen haben, welche universell sind, und hinter welchen alle stehen können. Am Montag folgte nun also das Verbot.

Die neuen Slogans des Welt-Fussballverbands, gehen derweil offenbar für einige Mannschaften nicht weit genug, und so erklärten etwa Dänemark, Deutschland, England und Wales noch am Wochenende, dass sie trotzdem mit der OneLove-Binde auflaufen werden. Durch das Wort Liebe und die Farbgebung ist sie auch die einzige, die wenigsten ein bisschen auf die Situation für LGBTI+ hinweist. Dass sie dafür gebüsst werden können, wollten die Verbände noch in Kauf zu nehmen.

Nun folgte aber das offizielle Verbot, und die Strafandrohung war unter anderem eine Spielsperre für den Käpitain der Mannschaft. Aus diesem Grund erklärten nun neben der Schweiz auch Deutschland und England, dass sie auf die OneLove-Kampagne verzichten werden. Sie kritisierten aber gleichzeitig auch den kurzfristigen Entscheid der FIFA, denn die Kampagne habe man bereits im September angemeldet.

Einen früheren Antrag der dänischen Nationalmannschaft, mit einem Trikot mit der Aufschrift "Menschenrechte für alle" wenigstens trainieren zu dürfen, wurde von der FIFA als politische Botschaft bereits vor längerer Zeit abgelehnt. Die Dänen haben sich nun für ein einfarbiges Trikot während dem gesamten Turnier, also auch während den Spielen, entschieden, auf welchen nicht mal das Logo des dänischen Fussballverband zu sehen ist. Die Begründung: Man wolle an einem Turnier nicht sichtbar sein, dass Tausende von Menschen das Leben gekostet habe.

FIFA-Präsident Gianni Infantino sorgte derweil wenige Stunden vor dem Startschuss zur WM mit einem mehr als merkwürdigen Auftritt in Doha für Kopfschütteln. Statt die Kritik in Bezug auf die Menschenrechtslage in Katar ernstzunehmen, geht er auf Angriff und kritisiert seinerseits in einer wahren Wutrede insbesondere die Europäer über ihre Haltung diesbezüglich. Die Aussage, dass er sich heute unter anderem "homosexuell fühle", sorgte schliesslich für noch mehr Fragezeichen.

Darauf angesprochen, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen in Katar illegal seien, betete die FIFA den gleichen Spruch wie schon seit Monaten vor: Alle sind an der WM willkommen. Eine Garantie dafür, dass die Anti-LGBTI+ Gesetze während dem Turnier tatsächlich ausgesetzt werden, gibt es nicht wirklich, und so rät auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch explizit von einem Besuch von LGBTI+ in Katar ab. Das Land sei kein Rechtsstaat und man könne auch nichts einklagen. Einzig Premierminister Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani hat diesbezüglich eine Sicherheitsgarantie für LGBTI+ abgegeben, doch wie schnell so etwas gekippt werden kann, hat man eben erst beim Alkoholverbot gesehen.