STUDIE: In welchen Branchen arbeiten am meisten LGB+?

STUDIE: In welchen Branchen arbeiten am meisten LGB+?
Es gibt gewisse Stereotypen und Klischees, wonach in gewissen Branchen besonders viele Schwule, Lesben und Bisexuelle arbeiten - doch ist dies bloss ein Eindruck oder lässt sich dies auch tatsächlich mit Zahlen belegen? Das Nationale Statistikbüro von England und Wales hat nun erstmals Zahlen diesbezüglich ausgewertet: In diesen Branchen arbeiten tatsächlich am meisten LGB+ Menschen...

Sind es tatsächlich die Künstler:innen? Oder ist es doch eher die Reisebranche mit den Flight Attendants? Rund um Berufe, welche einen besonders hohen Anteil an queeren Menschen haben sollen, gibt es viele Klischees und Vermutungen, doch stimmen diese auch tatsächlich? Und in welchen Branchen arbeiten denn am wenigsten Queers?

Erstmals bei einer Volksbefragung in England und Wales wurden im Jahr 2021 auch Daten rund um die sexuelle Orientierung von den Befragten erfasst. Diese wurden nun vom Office for National Statistics (ONS) ausgewertet und dazu wurde ein Bericht darüber veröffentlicht, in welchen Berufen am meisten LGB+ Menschen arbeiten. Es wurden insgesamt rund 370 verschiedene Berufe untersucht, jene mit weniger als zehntausend Mitarbeitenden wurden allerdings nicht berücksichtigt.

Zumindest ein Klischee scheint sich zu bestätigen: Mit Abstand am meisten LGB+ Menschen arbeiten in der Reisebranche und dabei als Flight Attendants: Dort liegt der Anteil bei 13.7 Prozent. Damit identifiziert sich etwas mehr als eine von zehn Personen in diesem Berufszweig als schwul, lesbisch oder bisexuell.

Für den Sprecher der International Association of Flight Attendants liegt der Grund auch auf der Hand: Schon Jahre bevor es nationale Gesetze dafür gab, habe man als Organisation einen Schutz für LGBTI+ mit den Arbeitgebenden ausgehandelt und unter anderem auch Zusatzleitungen für Lebenspartner:innen in die Verträge aufgenommen. Dies habe es Tausenden von Flight Attendants schon sehr früh ermöglicht, sich selber zu sein, und zwar sowohl im Leben wie auch bei der Arbeit.

Auf den weiteren Plätzen folgen Schauspieler:innen/ Entertainer und Presenters mit 12.3 Prozent, Mitarbeitende in Vergnügungsparks mit 11 Prozent, sowie die Mitarbeitenden in Coffeeshops mit ebenfalls über zehn Prozent, nämlich 10.8. Auf 9.8 Prozent kommen zudem die Künstler:innen, bei 9.4 Prozent liegt der Wert bei den Mitarbeitenden in Bars, die Produzent:innen und Regisseur:innen kommen auf 9.3 und die Autor:innen auf 8.9 Prozent.

Am anderen Ende der Skala jeweils unter einem Prozent an LGB+ Mitarbeitenden liegen die Fensterputzer:innen mit 0.7 Prozent, die Gerüstbauer:innen, die Landwirtschaftsmitarbeitenden und die Maurer:innen mit jeweils 0.6 Prozent. Auf 0.5 Prozent kommen zudem die Dachdecker:innen.

Von der National Farmers' Union, der Bauerngewerkschaft, heisst es in einer Erklärung, dass die Landwirtschaft ein sehr lebendiger Sektor sei, in welchem Mitarbeitende mit den unterschiedlichsten Lebenshintergründen arbeiten. Man wolle, dass sich alle wohl- und willkommen fühlen, und daher arbeite man auch eng mit Agrespect zusammen. Dies verpflichte die Branche, Vorurteilen entgegenzutreten und die LGBTI+ Diversität, sowie die Inklusion in ländlichen Gebieten zu fördern.

Jene Branche mit den meisten Mitarbeitenden in England und Wales, das sind die Einzelhändler und Verkäufer:innen mit rund 1.1 Millionen Angestellten, kommt auf einen Anteil von rund 4.5 Prozent. Dies sind rund fünfzig Prozent mehr als der Durchschnitt aller Befragten, so haben nämlich rund drei Prozent angegeben, dass sie sich als schwul, lesbisch oder bisexuell identifizieren. Rund acht Prozent entschieden sich, die Frage nicht zu beantworten.

Dass auch andere Branchen das Thema Diversität und Inklusion ernster nehmen, zeigte auch eine Befragung von Unternehmen im vergangenen Jahr: In den letzten fünf Jahren ist der Anteil jener Firmen und Verwaltungen stark angestiegen, welche sich verstärkt auf Vielfalt und die Inklusion von queeren Mitarbeitenden fokussiert haben.