STUDIE: Mehr Rechte für LGBTI+ - Wie werten dies konservative Christen?

STUDIE: Mehr Rechte für LGBTI+ - Wie werten dies konservative Christen?
Die Rechte und die Akzeptanz von queeren Menschen machen in den USA immer weiter Fortschritte, doch was macht diese Entwicklung mit konservativen Christen? Wie beurteilen sie diesen gesellschaftlichen Fortschritt? Kurz gesagt: Sie nehmen es ziemlich persönlich.

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten konnten queere Menschen in den USA beachtliche Erfolge bezüglich ihrer Rechte und Akzeptanz erreichen, auch wenn es gerade in den vergangenen Jahren durch die Republikaner auch einige Rückschläge zu verkraften gab. Grundsätzlich konnten aber grosse Fortschritte erzielt werden. Während sich die LGBTI+ Community über diese Entwicklung freut, so schürt dies am anderen Ende des Spektrums, bei den konservativen Christen, aber auch Ängste. Dabei gilt es zu beachten, dass gerade der Anteil der evangelikalen Christen von 2006 auf 2020 von 23 auf noch 14 Prozent abnahm, ihr politischer Einfluss aber gerade in der Ära Trump massiv gewachsen ist.

Wissenschaftler:innen der Washington University in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri haben sich diesem Thema angenommen und ihre Untersuchungen nun im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht. Dabei wollten die Forschenden herausfinden, was diese Fortschritte in Bezug auf die Rechte für queere Menschen bei den konservativen Christen auslöst, und wie sie sich dadurch innerhalb der Gesellschaft sehen.

Insbesondere jene konservativen Christen, für welche das Christentum ein bestimmendes Merkmal dafür ist, Amerikaner:in zu sein, sehen sich laut der Studie vermehrt als Verlierer:innen in einem wahren Kulturkampf. In einem Land, welches die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet hat, haben sie verstärkt das Gefühl, an Einfluss zu verlieren und aus diesem Grund begeben sie sich vermehrt in die Opferrolle, schreiben die Autoren der Studie.

Im Gegenzug haben sie das Gefühl, dass LGBTI+ gesellschaftlich gesehen mehr Einfluss erlangt haben. Dies zeigt sich auch darin, dass sie queere Menschen vermehrt als Bedrohung ihrer religiösen Werte sehen, und dass sie vermehrt Konflikte mit LGBTI+ haben. Diesbezüglich erklären die Forschenden aber auch, dass diese vermeintlichen Konflikte mehr symbolisch als tatsächliche Bedrohungen seien. So werde diese Bedrohung durch LGBTI+ von konservativen Christen nicht als eine in Bezug auf ihren Lebensunterhalt gesehen, sondern vielmehr hätten sie das Gefühl, dass sie ihre Ansichten und ihre christlichen Werte nicht mehr in der Gesellschaft durchsetzen oder vermitteln können, und somit gesellschaftlich an Einfluss verlieren.

Auffällig ist zudem, dass gerade konservative Christen den Fortschritt für die LGBTI+ Community als einen persönlichen, gegen sie gerichteten Angriff sehen. Dabei stellen sie sich auf den Standpunkt, dass es sich in dieser Frage um Nullsummen-Überzeugungen handelt, wie die Autoren der Studie erklären. Davon spricht man, wenn eine Gruppe davon ausgeht, dass der gesellschaftliche Gewinn der einen Gruppen notwendigerweise der gesellschaftliche Verlust der anderen Gruppe bedeuten muss. Diese Ansichten sind gerade bei konservativen Christen weitverbreitet, heisst es in der Studie weiter, und diese Bedrohungen sind meist symbolischer Natur und nicht realistisch.

Innerhalb von drei Jahren wurden dazu fünf Studien durchgeführt. Dazu haben sie für vier der Studien rund 2000 Personen befragt, welche sich selber als heterosexuell, cis-gender und in erster Linie als weisse, christliche Amerikaner:innen sehen. Für die fünfte Studie wurden ausschliesslich Mitglieder der United Methodist Church befragt, welche noch 2019 dafür gestimmt haben, dass weder queere Geistliche in der Kirche, noch die gleichgeschlechtliche Ehe akzeptiert werden darf.