STUDIE: Schwule Männer haben öfters einen Hochschulabschluss

STUDIE: Schwule Männer haben öfters einen Hochschulabschluss
Gemäss einer neuen Studie haben schwule Männer bedeutend häufiger einen Hochschulabschluss als heterosexuelle Männer, geht es um noch höhere Abschlüsse, dann wird der Unterschied sogar noch einmal viel grösser. Bei lesbischen Frauen ist dieser Unterschied ebenfalls vorhanden, wobei er bei jüngeren Generationen abnehmend ist. Dies sind laut den Autoren der Studie die wahrscheinlichsten Gründe für den deutlich höheren Anteil an Hochschulabschlüssen.

Obwohl gerade queere Jugendliche während ihrer Schulzeit oftmals harte Zeiten erleben, zeigte sich in einer aktuellen US-Studie der University of Notre Dame in Indiana, dass gerade schwule Männer weit überdurchschnittlich häufiger einen Hochschulabschluss haben als heterosexuelle Männer. Bei lesbischen und bisexuellen Frauen hingegen sind die Zahlen gesunken.

Wie der Autor der Studie, Joel Mittleman, erklärt, haben seine Untersuchungen vor allem zwei Punkte gezeigt: Schwule Jungs legen bemerkenswerte schulische Leistungen hin, entgegen dem Trend bei heterosexuellen Jungs, und der grosse Erfolg der Frauen beschränkt sich vor allem auf heterosexuelle Frauen. Dieser Fakt trifft auf alle Bevölkerungsgruppen zu, also sowohl bei Weissen wie auch bei People of Color.

Mittleman hat für seine Studie die Hochschulabschlüsse und weiteren Diplome und Titel der Absolvent:innen untersucht. So zeigte sich, dass aktuell 60 Prozent der Abschlüsse auf Frauen und 40 Prozent auf Männer entfallen. Geht man nach der sexuellen Orientierung, so haben laut Mittleman 52 Prozent aller schwulen Männer einen Bachelor, was 16 Prozent mehr als der Durchschnitt ist. 6 Prozent der schwulen Männer haben zudem eine noch höhere Ausbildung, was gar 50 Prozent mehr als dem Durchschnitt entspricht.

Woran dies liegen könnte, dafür liefert Mittleman gleich mehrere Erklärungen. Zum einen könne es an der Familie liegen. Gerade schwule Jugendliche sehen ihre Maskulinität oder ihren Stellenwert in der Familie bedroht, was unter Umständen dazu führen kann, dass sie kaum Lob, etwa von den Eltern, erhalten. Mit etwas mehr Effort an der Schule, ist es aber möglich, dieses Lob von den Lehrern zu erhalten.

Mit anderen Worten: Wenn die Teenagerjahre äusserst schwierig sind, versuchen viele schwulen Jungs diese Turbulenzen mit guten Noten zu kompensieren. Dazu passt auch eine Aussage, welche im Jahr 2020 in den Sozialen Medien die Runde machte. Auf die Frage, was schwule Jugendliche in der Schule machten, um die Pause zu vermeiden, erklärten viele, dass sie sich in die Bibliothek oder in ein Musikzimmer zurückzogen, oder die Nähe zu Lehrern suchten um damit dem Bullying durch Mitschüler:innen zu entgehen.

Die Regeln, was Männlichkeit betrifft, können gerade für schwule Jungs oftmals nur schwer einsehbar sein. Die Regeln an den Schulen hingegen sind klar und eindeutig. Viele, schwule Jugendliche fühlen dabei oftmals gerade ihre eigene Männlichkeit in Frage gestellt. Sie versuchen dies daher mit konstant hohen Leistungen quasi aufzuwiegen und mit einer erfolgreichen Karriere ihr Ansehen und damit ihre Position als Mann zu festigen, so Mittleman weiter.

Bei lesbischen Frauen konnte ähnliches beobachtet werden, wobei der Unterschied kleiner wird. So haben auch lesbische Frauen öfters einen Hochschulabschluss als heterosexuelle Frauen, wobei dies insbesondere bei älteren, weissen, lesbischen Frauen zutrifft. Die heterosexuellen Frauen in jüngeren Generationen haben aber mächtig aufgeholt. iMittleman erklärt es hier mit den Erwartungen an Frauen, welche sich geändert haben. Mitte des 20. Jahrhunderts sei man bei heterosexuellen Frauen davon ausgegangen, dass sie heiraten und Kinder bekommen, weshalb der Anteil der lesbischen Frauen mit einer akademischen Laufbahn damals bedeutend höher war.

Der Autor unterstreicht dabei, dass lesbische Jugendliche, welche eher einen „männlichen“ Stil in Bezug auf Ausdruck und Kleidung haben, überdurchschnittlich oft mit Vorurteilen zu kämpfen haben, während betont weibliche Mädchen eher belohnt werden, auch was ihre Karriere und Leistungen betrifft. Gerade lesbische Jugendliche würden an den Schulen häufiger ausgegrenzt, und dies gilt besonders für lesbische Women of Color.

Dass die Schulzeit für Jugendliche alles andere als einfach ist, haben bereits frühere Untersuchungen aufgezeigt. Dies schlägt sich schliesslich auch in der mentalen Gesundheit nieder. Gerade LGBTI+ Jugendliche sind bedeutend häufiger von psychischen Problemen betroffen als ihre gleichaltrigen, heterosexuellen Jugendlichen.