UK: Wie steht es um die Gesundheit bei LGB?

UK: Wie steht es um die Gesundheit bei LGB?
Der britische NHS Digital hat erstmals Zahlen über die Gesundheit von LGB veröffentlicht, und es zeigen sich grosse Diskrepanzen zu heterosexuellen Vergleichsgruppen. Dabei ging es vom Konsum von Alkohol über das Rauchen bis zu Übergewicht und der mentalen Gesundheit.

Der NHS Digital, dem britischen National Health Service angeschlossen, hat erstmals eine breitangelegte Studie über die Gesundheit von Schwulen, Lesben und Bisexuellen veröffentlicht. Wie der Leiter der Statistikabteilung des NHS, Chris Roebuck, erklärt, sei einer der grössten Vorteile, wenn man diese Daten sammelt und veröffentlicht, dass man Ungleichheiten in Bezug auf die Gesundheit feststellen könne. Und diese Unterschiede in der Gesundheitsversorgung, wie sie von LGBTI+ Aktivist:innen seit längerem hervorgehoben werden, bezeugen nun auch die Zahlen von NHS Digital. Dabei unterstreichen sie jeweils, dass es für queere Menschen noch immer Hürden gibt, sich Hilfe oder Unterstützung zu holen, welche es für Heterosexuelle nicht gibt.

Grössere Unterschiede zeigten sich etwa in der psychischen Gesundheit. So erklärten 16 Prozent der befragten LGB, dass sie seit langem an einer psychischen, einer Verhaltens- oder einer neurologischen Entwicklungsstörung leiden. Bei den Heterosexuellen beträgt dieser Anteil mit 6 Prozent deutlich weniger. Anhand einer anerkannten Skala, der Warwick-Edinburgh Mental Wellbeing Scale, ausgedrückt, erreichen LGB einen Durchschnittswert von 48.9, queere Frauen liegen dabei mit 47.3 nochmals deutlich tiefer als der Durchschnittswert von 51.4 bei Heterosexuellen.

In Bezug auf die körperliche Verfassung hat sich gezeigt, dass schwule, lesbische und bisexuelle Personen 12 Prozent weniger unter Übergewicht leiden. Der Anteil lag bei LGB bei 51 Prozent und bei heterosexuellen Personen bei 63 Prozent. Dies könnte einer der Gründe sein, weshalb bei LGB auch die Beschwerden am Bewegungsapparat tiefer sein könnten. So heisst es in der Auswertung, dass 13 Prozent der LGB Beschwerden wie Arthritis, Rheuma, Fibrositis und Rückenprobleme, Bandscheibenvorfälle, Beschwerden an der Wirbelsäule oder im Nacken haben. Bei heterosexuellen Erwachsenen liegt dieser Wert bei 16 Prozent. Die Häufigkeit von lange andauernden, einschränkenden Krankheiten war bei LGB aber mit 26 gegenüber 22 Prozent höher. Über alles gesehen gaben trotzdem mit 7 Prozent, gegenüber 6 Prozent, leicht mehr LGB an, in körperlich schlechter oder sehr schlechter Verfassung zu sein.

Geht es um gesundheitsgefährdendes Verhalten im Umgang mit Alkohol und Rauchen, zeigen sich wieder grössere Unterschiede. So gaben 32 Prozent der befragten LGB an, dass sie in der vergangenen Woche mehr als 14 Einheiten Alkohol getrunken haben, bei den heterosexuellen Personen lag dieser Anteil rund 9 Prozent tiefer. Mit einem Anteil von 35 respektive 33 Prozent bei den Heterosexuellen, erklärten bei den weissen Bevölkerungsteilen etwa gleich viele, dass sie in der vergangenen Woche gar keinen Alkohol konsumiert haben. Bei ethnischen Minderheiten wiederum lag hier die Diskrepanz dafür umso grösser, nämlich bei bei 55 Prozent bei LGB und gar bei 71 Prozent bei heterosexuellen Personen. Hier dürfte wohl das Thema der Religion eine Rolle gespielt haben. 27 Prozent der LGB gaben zudem an Raucher:in zu sein. Dieser Anteil liegt bei Heterosexuellen bei 18 Prozent. Dabei zeigte sich aber auch ein weiterer Gegensatz: So lag der Anteil bei den queeren Frauen mit 31 Prozent am höchsten, und bei den heterosexuellen Frauen mit 16 Prozent am tiefsten.

NHS Digital hat für die repräsentative Studie die Zahlen des Health Survey for England (HSE) von erwachsenen Personen ab einem Alter ab 16 Jahren von 2011 bis 2018 hinzugezogen. Dabei wurden die Zahlen auf das Alter, das Geschlecht und die Ethnie runtergebrochen. So zeigte sich, dass sich mit 1‘132 Personen rund zwei Prozent der Befragten als schwul, lesbisch respektive bisexuell identifizierten. Nochmals 2 Prozent, 1'421 Personen, identifizierten sich als etwas anderes als LGB oder heterosexuell. 96 Prozent bezeichneten sich in der Umfrage als hetero. Mit dem HSE sollen Entwicklungen bei der Volksgesundheit ermittelt werden, etwa die Anteile bei gewissen Gesundheitsproblemen oder auch die Risikofaktoren von bestimmten Bevölkerungsgruppen.