SÜDKOREA: Massiver Anstieg an Drohungen gegen LGBTI+ nach erneutem Corona-Ausbruch
Ein Mann, welcher sich mit dem Coronavirus infiziert hat, soll in der Hauptstadt Seoul im Stadtteil Itaewon verschiedenste Gay Clubs und Bars besucht haben. Dies führte dazu, dass es zu einem erneuten Anstieg bei den Neuinfektionen kam - 35 neue Fälle alleine am Sonntag. 29 davon konnten dabei direkt auf die Bars und Clubs in Itaewon zurückgeführt werden. Mindestens 14 Fälle hatten zudem den Ursprung bei dem einen Mann, welcher zum damaligen Zeitpunkt aber keinerlei Symptome zeigte. Dies ergibt nun ein Total von 86 neuen Fällen, welche in Verbindung mit den Clubs stehen. Mittlerweile haben die Behörden bereits 2450 Personen getestet, welche sich in diesen Lokalen aufgehalten haben. 3000 Personen werden aber noch gesucht.
Da die Medien vor Ort breit darüber berichteten, dass es sich bei den Lokalitäten um Schwulenclubs und -bars gehandelt habe, getrauen sich viele Personen nicht, sich für einen Test zu melden, denn sollten sie positiv getestet werden, wäre es ziemlich klar, dass sie in einem Gay Club gewesen sind. Durch die Berichterstattung nehmen nun auch die LGBTI+ Feindlichkeiten gegen die Community im Land massiv zu. Da zwei Clubbesucher, welche ebenfalls positiv auf Corona getestet wurden, auch noch eine Sauna besucht haben, wurde der Hass gegen die Community nochmals gesteigert.
LGBTI+ Organisationen kritisieren dabei, dass viele nicht nur an den Clubbesuchern Kritik üben, sondern gleich die gesamte Community in den gleichen Topf werfen. So würden verschiedenste Medien es quasi als eine Schwulenclub-Story veröffentlichen, statt als Berichte über die Gesundheit. Einige Medien haben dabei sogar schon Personen geoutet, welche in den Clubs waren, und dazu nicht nur Alter und Namen veröffentlicht, sondern sogar auch noch den Arbeitgeber genannt.
Doch auch auf anderen Kanälen werden Gays derzeit massiv bedrängt: So versuchen einige Youtuber mittels schwulen Dating Apps Personen zu outen. Zudem laden viele in den Sozialen Medien angebliches Videomaterial aus den Gay Clubs hoch und fordern ein Ende dieses widerlichen Treibens. Ein Mann hat gar erklärt, dass seine Kreditkartenfirma seine Daten an die Behörden weitergegeben haben, weil er seine Karte in einem der betroffenen Clubs gebraucht habe.
Viele LGBTI+ hätten bereits Selbstmordgedanken geäussert, berichten Aktivisten, denn ein Outing in der Firma hätte bei sehr vielen die Kündigung zur Folge. Südkorea hat zwar eine äusserst moderne Fassade, doch die Gesellschaft ist ernom konservativ, und auch die Kirchen sind äusserst stark im Land. Dass die LGBTI+ Feindlichkeiten stark zunehmen hat mittlerweile auch die Politik gemerkt und so erklärte der Premierminister Chung Sye-kyun am Sonntag, dass es nicht hilfreich sei, eine einzelne Bevölkerungsgruppe so hervorzuheben. Dies helfe auch nicht bei der Prävention. Damit spricht er an, dass wohl viele Betroffene, welche in den Clubs gefeiert haben, aus Angst vor einem Outing untergetaucht sind statt sich testen zu lassen...