SÜDKOREA: Neuer Corona-Ausbruch verbreitet Angst vor Zwangsouting in der Gay Community
Eigentlich war Südkorea auf dem Weg zur Normalität nach der Coronakrise schon weit fortgeschritten. So hätten etwa in der kommenden Woche die Schulen öffnen sollen, dieser Start wurde nun aber verschoben. Ebenso wurde angeordnet, dass die Clubs in Südkorea für rund einen Monat geschlossen werden müssen. Der Grund dafür ist nach Medienberichten offenbar ein schwuler Mann, bei dem später COVID-19 diagnostiziert wurde, welcher in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul verschiedenste Gay Bars und Clubs im Viertel Itaewon besucht und damit für einen erneuten Ausbruch des Coronavirus gesorgt hat. Dies waren die ersten Neuinfektionen in Südkorea seit vier Tagen. In der Zwischenzeit wurden 25 neue Fälle bekannt.
Da es bis zum Ausbruch der Krankheit einige Tage dauert, machen sich die Behörden nun umso intensiver auf die Suche nach weiteren infizierten. So teilte man mit, dass man eine Liste von 1500 Namen von Personen habe, welche die Clubs am vergangenen Wochenende besucht haben. Diese sollen sich nun alle melden, damit sie getestet werden können. Dies kommt aber quasi auch einem Zwangsouting gleich, und davon fürchten sich nun viele der betroffenen Personen. So erklärte beispielsweise einer, dass er in einer gewöhnlichen, koreanischen Firma arbeite, und die seien sehr LGBTI+ feindlich. So habe er schon Gespräche mitbekommen, während denen sein Boss gefordert habe, dass alle schwulen Männer in Gaskammern umgebracht werden sollten. Würde er nun positiv auf das Coronavirus getestet, so wäre es durch die enorme Berichterstattung gleich klar, dass er in einem Gay Club gewesen ist.
Verschiedenste Menschenrechtsaktivisten haben prompt reagiert und die Medien aufgefordert, die Zielgruppe der betroffenen Clubs und Bars nicht mehr hervorzuheben um die Besucher besser zu schützen, doch dafür dürfte es jetzt bereits zu spät sein. Sie erklärten zudem, dass durch diese Form der Berichterstattung nicht zuletzt auch die Eindämmung des Virus erschwert werden dürfte, da nun viele der Besucher aus Angst vor einem Outing untertauchen würden.
Doch auch LGBTI+ Feindlichkeiten innerhalb der Bevölkerung haben bereits zugenommen. Wie bei den Pride-Veranstaltungen, so haben christliche Gruppierungen auch hier die Gelegenheit sofort genutzt um via den Sozialen Medien gleich die Schliessung der Lokale zu fordern. Sie posteten dabei angebliche Videos aus den Bars und Clubs und baten damit um Spenden, um diesem widerlichen Treiben dort ein Ende setzen zu können.