SÜDKOREA: Nach Rückschlägen - 150‘000 nahmen an der Seoul Pride teil
Während Jahren fand das Seoul Queer Culture Festival auf der Seoul Plaza, dem grossen Platz vor dem Rathaus, im Zentrum von Seoul statt. Doch bereits zum zweiten Mal in Folge haben die Behörden die Veranstaltung dort nicht mehr bewilligt. Im vergangenen Jahr gab man einem christlichen Jugendkonzert den Vorzug, welches notabene von Pride-Gegnern organisiert wurde, und in diesem Jahr einer Freiluft-Bibliothek, welche während dem ganzen Sommer auf dem Platz stattfinden soll. Auch weitere Orte in der Stadt wurden in diesem Jahr nicht bewilligt.
Die Behörden sprachen dabei von Terminkollisionen, doch die Veranstaltenden sehen eine klare Absicht dahinter, denn auch der konservative Bürgermeister Oh Se-hoon hat bereits erklärt, dass er persönlich mit Homosexualität nicht einverstanden sei.
Obwohl sie auch in diesem Jahr wieder nicht zurück auf die Seoul Plaza dürfen, hielten die Veranstaltenden an der Pride fest und organisierten stattdessen einfach nur den Demonstrationszug durch die Innenstadt. Dazu müssen die Behörden keine Bewilligung erteilen, sondern es ist einzig die Zusage der Polizei nötig. Um ihren Frust und auch ihre Enttäuschung kundzutun, kamen in diesem Jahr noch mehr als sonst um damit ein eindrückliches Zeichen der Sichtbarkeit für die LGBTI+ Community zu setzen.
Rund 150‘000 Teilnehmende waren es in diesem Jahr, unterstützt von ausländischen Botschaften wie etwa von den USA, aber auch von Grosskonzernen wie IKEA und internationalen Organisationen wie Amnesty International. Zusammen liefen sie unter anderem auf den Hauptverkehrsachen Namdaemun-ro und Ujeongguk-ro.
In der Vergangenheit wurden Pride-Teilnehmende immer wieder Ziel von LGBTI+ Feindlichkeiten ausgehend von christlich-konservativen Gruppierungen. So wurden sie verbal beschimpft, sie wurden mit Wasserflaschen beworfen oder Gegendemonstranten legten sich auf den Boden um den Pride-Teilnehmenden den Weg zu versperren. In diesem Jahr waren die Gegendemonstranten aber einige hundert Meter von der Pride-Route entfernt.
In Südkorea haben es queere Anliegen sehr schwer in der Politik: So gibt es in der viertgrössten Wirtschaftsmacht in Asien noch immer keine Möglichkeit, dass gleichgeschlechtliche Paare ihre Partnerschaften rechtlich anerkennen lassen können. Zudem gibt es auch keinen Diskriminierungsschutz.