SÜDKOREA: Seouls Behörden stellen sich bei der Pride wieder quer
Eigentlich unüblich für eine Grossstadt, so hat Seoul nicht nur einen konservativen Bürgermeister, sondern auch eine konservative Mehrheit im Gremium der Stadt. Dies bekommt auch die LGBTI+ Community vermehrt zu spüren. Seit 2015, mit Ausnahme der Covid-Jahre, fand auch das Seoul Queer Culture Festival, sozusagen die Pride der südkoreanischen Hauptstadt, auf der Seoul Plaza statt - dem grossen Platz vor dem Rathaus mitten im Zentrum. Doch bereits im vergangenen Jahr stellte sich die Stadtverwaltung plötzlich quer.
Statt dem LGBTI+ Grossanlass mit jeweils Zehntausenden von Besucher:innen wie zuvor wieder die Bewilligung zu erteilen, wurde ausgerechnet ein christliches Jugendkonzert berücksichtigt. Dieses wurde von einer christlich konservativen Gruppierung mit der konkreten Absicht geplant, um die Pride auf der Seoul Plaza zu verhindern - und es hat auch funktioniert, trotz Protesten des Seoul Queer Culture Festival.
Auch in diesem Jahr bleibt dem queeren Event, notabene für die 25. Ausgabe, die Seoul Plaza verwehrt: Die Stadtverwaltung hat angekündigt gleich von April bis November eine Freiluft-Bibliothek einzurichten. Diese erfreue sich grosser Beliebtheit, hiess es von den Behörden. Davon, dass mit dieser Entscheidung erneut explizit die Pride verhindert werden soll, wollen die Behörden aber nichts wissen. So sei diese Kritik unbegründet, hiess es von der Stadtverwaltung. Auch der Vorwurf der Diskriminierung sei nicht gerechtfertigt. Man habe immer ein offenes Ohr für alle und biete Unterstützung zum Schutz der Menschenrechte von queeren Menschen als Teil der Gesellschaft.
Bei den Veranstaltenden des Seoul Queer Culture Festival sieht man dies anders: Es scheine als dass sich die Stadt Seoul nur auf jene Anlässe konzentriere, welche auch ihrem Geschmack entsprechen, so Yang Sun-woo vom Komitee des Festivals. Selbst die Unterstützung von zahlreichen Botschaften, wie etwa von den USA, hat nicht geholfen um die Stadtverwaltung umzustimmen.
Auch weitere Orte, welche für die Durchführung des Seoul Queer Culture Festival angefragt wurden, lehnten ab, so etwa das Historische Museum Seoul. Man befürchte soziale Konflikte, wenn man den Anlass durchführen würde, hiess es in der offiziellen Begründung, und dies könne den Museumsbetrieb stören. Dass dies durchaus möglich ist, zeigt die Vergangenheit: Christlich-konservative Gruppierungen haben immer wieder queere Anlässe gestört und es kam sogar zu Ausschreitungen, bei der die Polizei eingreifen musste.
Doch ans Aufgeben denken die Verantwortlichen des Seoul Queer Culture Festival deshalb noch lange nicht. Für den Hauptanlass des Festivals, die Parade durch die Innenstadt, brauche man keine Bewilligung von der Stadt, sondern lediglich von der Polizei. So wird es auch in diesem Jahr wieder eine Pride-Demonstration geben und man werde den Unmut gegenüber der Stadtverwaltung nun auf die Strasse tragen. Der Anlass wird am 1. Juni stattfinden.