TAIWAN: 92% erklären, dass die Ehe für alle keine Auswirkungen auf ihr Leben hatte

TAIWAN: 92% erklären, dass die Ehe für alle keine Auswirkungen auf ihr Leben hatte
Gerade erzkonservative und religiöse Gruppierungen, sowie Kirchen schüren gerne Ängste in der Bevölkerung wenn es um die Öffnung der Ehe geht, so war es auch in Taiwan. Eine aktuelle Umfrage zum ersten Jahrestag der Ehe für alle zeigt nun dort, dass diese Ängste, wie erwartet, unbegründet waren, denn über 90 Prozent gaben an, dass die Gesetzesänderung keine Auswirkungen auf ihr Leben hatte. Auch Staatspräsidentin Tsai Ing-wen blickte in einer Stellungnahme erfreut auf das vergangene Jahr zurück...

Eine deutliche Mehrheit in Taiwan stellte sich bei einer Volksabstimmung gegen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Da ein vorgängiges Urteil des Obersten Gerichts, welches die Umsetzung der Ehe für alle binnen zwei Jahren forderte, aber als bindend beurteilt wurde, öffnete Taiwan als erstes Land in Asien schliesslich am 17. Mai 2019 die Ehe für LGBTI+ Paare.

In einer aktuellen Stellungnahme zum ersten Jahrestag, welche in den Sozialen Medien veröffentlicht wurde, zeigte sich Taiwans Staatspräsidentin Tsai Ing-wen, eine Befürworterin der Ehe für alle, erfreut über das Erreichte. Dabei nahm sie auch auf die Ängste in der Bevölkerung Bezug und erklärte, dass nun ein Jahr vergangen sei, und die Werte, welche die Leute schützen wollten, sind noch immer in Kraft. Gleichzeitig habe man aber Menschen erlaubt, glücklich zu sein, so Tsai. Es gebe noch immer viele Anpassungen, welche ihre Regierung seit der Öffnung der Ehe vornehmen müsse, so die Präsidentin durchaus auch selbstkritisch, doch man mache diese kleinen Schritte um eine fortschrittliche Gesellschaft zu schaffen, welche Offenheit und Diversität zu schätzen weiss.

Wie es mit den Ängsten innerhalb der Bevölkerung aussieht, welche damals zur Volksabstimmung 2018 in Bezug auf die gleichgeschlechtliche Ehe geschürt wurde, hat eine aktuelle Umfrage untersucht. Während die Ablehnung damals sehr deutlich war, so erklärten nun satte 92.8 Prozent der Befragten, dass die Ehe für alle keine negativen Konsequenzen für sie persönlich gehabt habe. Eine deutliche Mehrheit gab zudem auch an, dass die Öffnung der Ehe auch keinen Einfluss auf die Gesellschaft gehabt habe - weder zum Guten, noch zum Schlechten.

Wie die Autoren der Studie erklären, hätten jedoch immer noch 30 Prozent geantwortet, dass die Ehe für alle einen negativen Einfluss auf die Gesellschaft gehabt habe. Dies sei aber vielmehr darauf zurückzuführen, dass das fehlende Verständnis und Wissen über die LGBTI+ Community noch immer für Ängste in der Bevölkerung sorgt. Dieser Anteil nimmt jedoch stetig ab in Taiwan. Es zeige zudem auch, dass queere Menschen in Teilen der Gesellschaft noch immer stigmatisiert und mit geschlechtsspezifischen Stereotypen verbunden werden, auch wenn sich das persönliche Leben der allermeisten durch das neue Gesetz nicht verändert haben.

Dass Vorurteile noch immer tief in der Gesellschaft verwurzelt sind, zeigt auch ein anderer Teil der Umfrage. So erklären noch immer 47.3 Prozent, dass sie ein queeres Kind nicht akzeptieren würden. Überraschend hingegen war, dass 42.1 Prozent der Befragten es befürworten, wenn sich gleichgeschlechtliche Paare der Mittel der Fortpflanzungsmedizin bedienen und so Kinder bekommen. Wie praktisch überall, so waren auch hier jüngere Generationen tendenziell eher LGBTI+ freundlicher eingestellt als ältere...