TSCHETSCHENIEN: Kadyrov soll Ermordung von schwulem Popstar angeordnet haben

TSCHETSCHENIEN: Kadyrov soll Ermordung von schwulem Popstar angeordnet haben
Um die Hochzeit seiner Schwester zu besuchen, reiste Zelimkhan Bakaev in seine Heimat nach Tschetschenien zurück. Das war 2017 und seither fehlt von ihm jede Spur. Nun berichtet eine lokale LGBTI+ Organisation, welche sich seit der massiven Verfolgung um queere Menschen in der Region kümmert, dass der Sänger ermordet wurde, und zwar auf Geheiss des tschetschenischen Machthabers Ramzan Kadyrov.

Seit Jahren ist es für queere Menschen in der russischen Teilrepublik Tschetschenien praktisch unmöglich zu leben. Die dortige Regierung unter Machthaber Ramzan Kadyrov hat zu einer regelrechten Verfolgung von LGBTI+ aufgerufen. Sie werden verhaftet, verschleppt, gefoltert und kommen dabei nicht selten ums Leben. Noch 2017 tat Kadyrov diese Vorkommnisse als unwahr ab und erklärte, dass es in Tschetschenien gar keine Homosexuellen gebe. Die Fakten, erzählt unter anderem von Opfern und ihrem Umfeld und gesammelt von Menschenrechts- und LGBTI+ Organisationen, sprechen aber eine andere Sprache.

Auch das Schicksal von Zelimkhan Bakaev war lange unbekannt. Der Sänger aus der tschetschenischen Hauptstadt Grosny flüchtete vor der Verfolgung nach Moskau. Seit August 2017 wird er aber vermisst, seit er für die Hochzeit seiner Schwester in seine Heimat Grosny zurückreiste. Seither fehlt von ihm jede Spur. Der Fall Bakaev sorgte auch international für Schlagzeilen. Ein Video, welches den Mann in Deutschland zeigen soll und ein Monat nach dessen Verschwinden veröffentlicht wurde, war laut Journalisten der unabhängigen Zeitung Novaya Gazeta gestellt und nicht echt.

Auch Ramzan Kadyrov meldete sich damals zum Fall zu Wort. Die Beiden scheinen sich bereits getroffen zu haben, denn es gibt Fotos, welche zeigen, wie sie sich die Hand geben. Kadyrov bestritt stets jegliche Anschuldigungen, dass er etwas mit dem Verschwinden des Sängers zu tun habe. Er behauptete vielmehr, dass die Familie von Zelimkhan Bakaev dessen sexuelle Orientierung als Schande empfunden und ihn selber umgebracht habe.

Nun meldete sich aber die LGBTI+ Organisation SK SOS zu Wort und erklärt, dass sie erfahren haben, dass Bakaev von tschetschenischen Sicherheitskräften umgebracht wurde. Die Leiche habe man darauf seiner Familie zurückgegeben, damit sie ihn, laut deren Aussage, „wie ein Hund“ beerdigen können. Die Organisation richtet dabei auch schwere Anschuldigungen an den tschetschenischen Machthaber: Er solle persönlich den Auftrag erteilt haben, dass der Sänger verschleppt, gefoltert und umgebracht werden soll.

Wie SK SOS berichtet, habe Kadyrov die Homosexualität von Bakaev als persönliche Beleidigung empfunden und daher dessen Ermordung in Auftrag gegeben.