RUSSLAND: Schwuler, tschetschenischer Flüchtling nach der Beerdigung seines Vaters verhaftet

RUSSLAND: Schwuler, tschetschenischer Flüchtling nach der Beerdigung seines Vaters verhaftet
Er flüchtete 2018 vor der brutalen LGBTI+ Verfolgung in Tschetschenien um in den Niederlanden Asyl zu beantragen. Um an der Beerdigung seines Vaters teilnehmen zu können, reiste er zurück nach Russland und wurde prompt am Flughafen in Moskau verhaftet, als er seine Rückreise antreten wollte. LGBTI+ Aktivist:innen vor Ort befürchten nun das Schlimmste für den 28-Jährigen.

Warnung: Der folgende Bericht betrifft LGBTI+ feindliche Handlungen und Gewalt gegen queere Menschen.

Er wurde in Tschetschenien misshandelt und mit Elektroschocks gefoltert. Darauf gelang ihm die Flucht in die Niederlande, wo er Asyl beantragen konnte. Seither lebte Idris Arsamikov dort in Sicherheit. Um an der Beerdigung seines Vaters teilnehmen zu können, reiste er nun aber zurück nach Russland. Als er in Moskau zurück an den Flughafen Domodedovo kehrte um die Rückreise in die Niederlande anzutreten, wurde er verhaftet.

LGBTI+ Aktivist:innen befürchten nun, dass der 28-Jährige wieder gefoltert wird. Auch die Umstände der Verhaftung bereitet ihnen Sorge. Die Organisation SK SOS aus dem Nordkaukasus, welche auch LGBTI+ unterstützt, hat erklärt, dass ein Agent zum Flughafen gekommen sei um Idris abzuholen. Dabei habe er sich gegenüber der Polizei nicht ausgewiesen, und er habe sich auch geweigert, den Anwalt über die Gründe der Festnahme zu informieren. Man befürchte, dass Idris nun nach Tschetschenien gebracht wird, wo ihm weitere Misshandlungen drohen.

Im Video, welches die Organisation bei Instagram hochgeladen hat, ist zu sehen, wie Arsamikov von einem Mann abgeführt wird, der keine Uniform trägt. Während er von seinem Anwalt aufgefordert wird, sich der Festnahme zu wiedersetzen, bleibt Arsamikov ruhig und sagt kein Wort.

Wie die aus Lettland operierende, russische Zeitung Meduza schreibt, habe Arsamikov eine Panikattacke erlitten, weshalb eine Ambulanz gerufen werden musste, um ihn zu versorgen. Seine Verhaftung soll demnach mit Betrug begründet worden sein, denn ein entsprechendes Verfahren wurde im Jahr 2021 gegen ihn eröffnet. Dies war lange nachdem ihm seine Flucht in die Niederlande gelang.

Tschetschenien wurde weltweit für die äusserst brutale LGBTI+ Verfolgung kritisiert. Zahlreiche queere Menschen wurden teils zu Tode gefoltert, und jene, welche fliehen konnten, berichten von roher Gewalt und schwersten Misshandlungen. Es war auch von wahren Konzentrationslagern die Rede, in welche queere Menschen gebracht wurden.

Selbst wenn sie im Ausland im Asyl leben, können sie sich nur bedingt in Sicherheit wähnen, denn der lange Arm der tschetschenischen Behörden reicht weit. So passierte es auch schon im Ausland, dass ein schwuler Mann verschleppt und zurück nach Tschetschenien gebracht wurden.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer