RUSSLAND: Der Verbleib des verhafteten, tschetschenischen Flüchtlings unbekannt
Das Video mit der Verhaftung von Idris Arsamikov am 15. Februar am Flughafen von Moskau ging um die Welt. Seither gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm und er wurde offenbar an einen unbekannten Ort verschleppt. Wie Amnesty International, die World Organisation Against Torture und COC Netherlands nun in einer gemeinsamen Erklärung mitteilen, sei seine Sicherheit und sein Leben in Gefahr, denn durch das Verschwinden sei nicht nur der Aufenthaltsort von Arsamikov, sondern auch dessen Schicksal unbekannt.
Die russischen Behörden sollen den verhafteten Mann umgehend freilassen, fordern die Organisationen in ihrem Schreiben, oder im Falle von Verzögerungen zumindest seinen Aufenthaltsort mitteilen. Seine Sicherheit soll gewährleistet werden, zudem müsse man sicherstellen, dass er nicht gefoltert oder auf andere Art misshandelt werde und man müsse ihm umgehend Zugang zu einem Anwalt gewähren.
Idris Arsamikov stammt aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien und ist als Opfer der brutalen LGBTI+ Verfolgung von dort geflohen. Er erhielt schliesslich 2018 in den Niederlanden Asyl und lebte fortan dort. Im März 2022 reiste er nach Russland zurück um an der Beerdigung seines Vaters teilnehmen zu können. Aufgrund von verschiedenen Problemen mit seinem Reisepass konnte er aber bis Mitte Februar 2023 nicht mehr ausreisen. Als er nun am Flughafen in Moskau ankam um zurück in die Niederlande zu fliegen, wurde er kurzerhand festgenommen.
Laut den Organisationen sollen die Behörden angebliche Betrugsvorwürfe aus dem Jahr 2021 gegen ihn erhoben haben, weswegen er verhaftet wurde. Zu dieser Zeit lebte Arsamikov aber bereits in den Niederlanden. Der Haftbefehl, welcher gegen ihn vorlag, wurde zudem erst wenige Stunden vor seiner Festnahme unterzeichnet.
Es gebe grosse Bedenken, und das Vorgehen passe auch in ein Muster, wie die russischen und tschetschenischen Behörden in solchen Fällen normalerweise vorgehen, um Personen wie Arsamikov aufgrund ihrer vermuteten, sexuellen Orientierung festzunehmen und zu inhaftieren, teilen die Organisationen weiter mit. Dabei nutze man erfundene, politisch motivierte Anschuldigungen, um damit Gründe für eine Verhaftung zu liefern.
Seit seiner Festnahme tauchten immer mehr Details rund um seine Rückkehr nach Russland auf. So habe man ihn offenbar gezwungen Videos aufzunehmen, in welchen seine Verwandten erklären, dass es ihm gut gehe. Zwei dieser Videos wurden am Tag seiner Festnahme in den Sozialen Medien veröffentlicht. Darin ist unter anderem auch zu hören, wie seine Mutter und ein Onkel die Arbeit von Menschenrechtsaktivist:innen verurteilen, welche Idris Arsamikov helfen wollten.
In einem Video erklärt Arsamikov zudem selber, dass er nach Tschetschenien zurückkehren und dort heiraten werde. Es gehe ihm gut, und er werde auch in die Ukraine gehen um dort zu kämpfen und die Ehre Russlands zu verteidigen. Wie die Organisationen erklären, komme es immer wieder vor, dass Verhaftete zu solchen Videobotschaften gezwungen werden. So gebe es auch weitere, bekannte Fälle, für welche die tschetschenischen Strafverfolgungsbehörden im Zusammenhang mit willkürlichen Verhaftungen und Inhaftierungen solche Videos inszenierten.
Wie die Organisationen weiter schreiben, soll Arsamikov während diesem knappen Jahr, während welchem er in Russland festsass, mindestens drei Mal willkürlich verhaftet und von der Polizei des Bezirks Schelkowskoj zusätzlich misshandelt worden sein.