TÜRKEI: Polizei riegelte Stadtteile aus Angst vor Pride-Event ab

TÜRKEI: Polizei riegelte Stadtteile aus Angst vor Pride-Event ab
Weil die Veranstaltenden trotz Verbots durch die Behörden trotzdem an der Durchführung einer Pride-Veranstaltung festhalten wollten, riegelte die Polizei ganze Stadtteile ab. Eine Standseilbahnlinie wurde zudem eingestellt, Metro-Stationen wurden geschlossen, und die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort.

Seit dem Jahr 2010 findet in Istanbul jeweils im Juni die Trans Pride Week statt. Am 17. Juni gestartet hätte eine Pride durch die Innenstadt der Höhepunkt des Anlass werden sollen. Während früher jeweils Tausende an dieser Demonstration teilnahmen, so wurde sie seit dem Jahr 2016, wie auch alle anderen Prides in der Stadt, jeweils durch die Behörden verboten. 2024 war leider keine Ausnahme. Aus Angst, dass die Pride-Demonstration trotzdem durchgeführt werden könnte, hat die Polizei an diesem Wochenende mit drastischen Massnahmen reagiert.

Bereits am Abend vor dem ursprünglich geplanten Trans Pride March riegelten die Behörden den berühmten Taksim Platz ab. Absperrungen wurden aufgestellt und Polizeiautos mit Wasserwerfern waren präsent. Am Tag selber wurden schliesslich auch die Metrostationen Taksim und Şişhane geschlossen und der Betrieb der Kabataş Standseilbahn wurde ganz eingestellt. Auch waren Hunderte von Polizisten in den Stadtteilen Beyoğlu, Şişli und Beşiktaş präsent. Sie errichteten teils Kontrollpunkte um Personen vor Ort zu überprüfen.

Die Veranstaltenden wussten aber bereits aus den Jahren zuvor, was ihnen droht und so trafen sie auch selber entsprechende Massnahmen. So wurden beispielsweise keine Details über die Anlässe zur Trans Pride Week, welche am 17. Juni begonnen hat, öffentlich gemacht. Damit sollte verhindert werden, dass die Polizei die Teilnehmenden kontrolliert oder die Veranstaltungen verhindert.

Wie in den vergangenen Jahren wollten die Teilnehmenden auch ihr Recht auf Versammlungsfreiheit wahrnehmen. Durch das grosse Polizeiaufgebot und die massiven Einschränkungen im öffentlichen Leben war es aber enorm schwierig. Aus diesem Grund riefen die Veranstaltenden dazu auf, sich an verschiedenen Orten in den Stadtviertel Beyoğlu, Beşiktaş und Kadıköy zu treffen um dort für ihre Anliegen öffentlich zu demonstrieren.

In der Vergangenheit kam es im Rahmen von Pride-Events immer wieder zu Massenverhaftungen und massiver Polizeigewalt. Im vergangenen Jahr wurden während der Istanbul Pride mindestens 89 Menschen verhaftet, im Jahr davor sogar 373. Auch für die LGBTI+ Pride Week, welche jetzt im direkten Anschluss an die Trans Pride Week in Istanbul stattfindet, ist eine Pride-Demonstration für das kommende Wochenende geplant. Während früher Zehntausende auf den Strassen Istanbuls für die Rechte queerer Menschen einstanden, so ist die Pride seit einigen Jahren verboten.