TÜRKEI: Zahl der Verhafteten in Istanbul steigt auf 373 Pride-Teilnehmende

TÜRKEI: Zahl der Verhafteten in Istanbul steigt auf 373 Pride-Teilnehmende
Mit aller Gewalt hat die Polizei am Sonntag versucht die Pride in Istanbul zu verhindern. Die Zahl der dabei Verhafteten wird mittlerweile mit 373 Personen angegeben. Dabei sollen die Sicherheitskräfte bereits vor der eigentlichen Veranstaltung in Bars und andere Lokale eingedrungen sein und wahllos Personen festgenommen haben.

Es war eine genauestens koordinierte Aktion der Polizei, um die Istanbul Pride auch in diesem Jahr wieder zu verhindern. Die Veranstalter setzten aber alles daran, um für die Rechte der LGBTI+ Community zu demonstrieren, insbesondere da es sich diesmal um das 30. Jubiläum der Istanbul Pride handelte. Zudem sind die Rechte für queere Menschen gerade in den vergangenen Jahren arg in Bedrängnis geraten sind.

Die Polizei war bereits Stunden vor dem geplanten Anlass in Vollmontur vor Ort, und ging dabei wenig zimperlich gegen die Personen auf der Strasse und in den Lokalen vor. So gingen sie in und um den Taksim Platz in Bars und andere Lokale und verhafteten willkürlich Gäste. Auch die Metro stellte in diesem Quartier ihren Betrieb für mehrere Stunden ein. Zudem wurden Metallzäune errichtet, welche ebenfalls mögliche Demonstranten aufhalten sollten.

Schon vor dem eigentlichen Start der Pride wurden laut der grössten LGBTI+ Organisation des Landes, Kaos KL, 52 Personen verhaftet. Bis in den Abend hinein zählte die Organisation schliesslich 373 Verhaftungen, darunter waren nicht nur Pride-Teilnehmende sondern auch willkürlich Passanten und sogar Journalisten. Die meisten wurden nach einer Nacht wieder freigelassen, so Kaos KL.

Übereinstimmend berichten Augenzeugen, sowie auch Journalisten, dass die Polizei versucht habe, sie am fotografieren und filmen zu hindern, um dafür zu sorgen, dass weniger Bilder in den Sozialen Medien, aber auch in der Presse auftauchen. Dies ist der Polizei jedoch nur bedingt gelungen, denn schon während den ersten Aktionen der Polizei tauchten Bilder und Live-Videos in den Sozialen Medien auf.

Die Bilder und Videos zeigen denn auch das äusserst brutale Vorgehen der Polizei. So wurden zahlreiche Personen von den Sicherheitskräften physisch angegangen und geschlagen. Es gelang den Demostrierenden aber auch immer wieder auf Plätze und Strassen auszuweichen um dort trotz widrigster Umstände immer wieder auf ihre Anliegen aufmerksam machen zu können.

Seit dem Jahr 2015 wurden die Pride-Veranstaltungen in Istanbul verboten, und dies obwohl weder Homosexualität noch gleichgeschlechtliche Aktivitäten per Gesetz verboten sind. Im Jahr 2014, der letzten offiziell genehmigten Pride im Land, nahmen noch 120’000 LGBTI+ und ihre Supporter an der Istanbul Pride teil. Auch in diesem Jahr wurde dem Anlass keine Bewilligung erteilt. LGBTI+ Aktivist:innen und ihre Unterstützenden vor Ort zeigen sich aber kämpferisch und versuchen seither jedes Jahr trotz roher Polizeigewalt und Massenverhaftungen für ihre Rechte zu demonstrieren.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer