TÜRKEI: Dutzende Verhaftungen bei Pride in Istanbul
Mit Pride-Flaggen forderten sie Toleranz gegenüber der LGBTI+ Community, doch die Sicherheitskräfte der Boğaziçi Universität in Istanbul waren umgehend vor Ort um die Demonstrierenden in Schach zu halten. Sie versuchten zwar zum ehemaligen BÜLGBTİA+ Clubraum zu gehen, wurden aber daran gehindert. Wenig später war auch die Bereitschaftspolizei mit Kampfausrüstung vor Ort und half mit, die Studierenden einzukesseln.
Mit ihren Schildern bildeten die Polizeibeamten einen Kreis um darauf die Demonstrierenden in Handschellen zu legen und sie zu Polizeibussen zu führen. Wie Videoaufnahmen zeigen, gingen die Polizisten auch äusserst gewalttätig vor und stiessen die Köpfe einiger Verhafteten brutal gegen die Seite des Polizeibusses.
Amnesty International bestätigte die Festnahmen und forderte die umgehende Freilassung der Verhafteten. Jene, welche an der neunten Pride an der Boğaziçi Universität teilnahmen, hätten die ungerechtfertigte Anwendung von Polizeigewalt erlebt, erklärte die Menschenrechtsorganisation weiter.
Das Recht auf Versammlungsfreiheit und das Recht, sich auszudrücken, sei bei den LGBTI+ Studierenden durch die gewaltsame Auflösung der Pride an der Boğaziçi Universität durch die Polizei verletzt worden, hiess es auch von ILGA Europe. Man fordere die sofortige Freilassung der Verhafteten und die Behörden sollen die Anwendung von Gewalt untersuchen.
ÜniKuir, eine LGBTI+ Studentenorganisation in der Türkei, sprach von 70 Verhafteten während der Pride Parade. Studierende seien ins Hauptquartier der Istanbul Vatan Polizei gebracht worden. Nach dem sie ihre Aussagen gemacht haben, wurden sie offenbar wieder freigelassen.
Organisiert wurde die neunte Pride durch BÜLGBTİA+, die queere Studentenorganisation der Boğaziçi Universität. Obwohl sämtliche, solchen Anlässe seit 2017 verboten sind, riefen die Organisatoren zur neunten Pride auf dem Gelände auf. BÜLGBTİA+ wurde im vergangenen Jahr der Status einer offiziellen Vereinigung der Universität aberkannt.
Queere Menschen erleben in der Türkei immer grössere Repressionen. Ab dem Jahr 2015 wurde dann auch die Istanbul Pride jeweils verboten. Jene, welche trotzdem demonstrierten wurden jeweils mit brutaler Polizeigewalt konfrontiert. Nach einem angeblichen Staatsstreich im Jahr 2016 wurden die Schrauben in Bezug auf die freie Meinungsäusserung noch einmal drastisch angezogen.