TÜRKEI: Verhaftung und Polizeigewalt gegen friedliche Pride-Teilnehmende in Istanbul
Sie wollten nur den Pride Month und das „theoretisch“ 30-jährige Jubiläum der Istanbul Pride feiern, als Hunderte von Polizist:innen in Kampfmontur aufkreuzten und versuchten, die Feierlichkeiten im Keim zu ersticken. Sie gingen dabei mit äusserster Brutalität und Gewalt vor, wie auch Videoaufnahmen zeigen.
Sie bildeten dabei wie eine Mauer um die Demonstrierenden und sie hielten auch ihre Schilder hoch, damit sie die Sicht versperrten. Sie versuchten damit ihr Vorgehen zu verdecken, wie sie die friedlichen Demonstrant:innen in Handschellen steckten und in Polizeifahrzeuge verfrachteten. Dabei haben sie auch Gewalt angewandt.
Passanten und auch andere Demonstrierende vor Ort buhten die Polizei aus, als sie die Verhafteten abführten. Insgesamt wurden im Viertel Yeldeğirmeni im Stadtbezirk Kadıköy elf Personen auf die Polizeistation Vatan mitgenommen, wie die LGBTI+ Organisation Onur Haftası berichtet.
Die Verhafteten wurden offenbar nach wenigen Stunden wieder aus der Haft entlassen. Im Nachhinein berichten einige von Folter durch die Polizei und teilten Bilder von ihren Verletzungen in den Sozialen Medien.
Für die Demonstrierenden ist aber klar, dass dies erst der Anfang war: So zeigen sie sich in den Sozialen Medien kämpferisch und erklärten, dass der Countdown für die Pride begonnen habe, und dass man in diesem Jahr Widerstand leisten werde.
Die eigentliche Pride ist für den 26. Juni geplant. Es ist jedoch zu befürchten, dass die Polizei dann auch wieder mit harter Hand durchgreifen wird. Während vielen Jahren nahmen an der Istanbul Pride jeweils Hunderttausende von Personen teil, bis der Anlass schliesslich im Jahr 2015 durch die Regierung verboten wurde. Im vergangenen Jahr setzte die Polizei gar Tränengas und Gummischrott gegen die friedlichen Pride Teilnehmer:innen ein.